08.05.2009

Deutschland: Akademie für "Psychotherapie und Seelsorge" geht auf Lesben- und Schwulenverband Deutschlands zu

(MEDRUM) - 08.05.09 - Wie die Frankfurter Rundschau unter der Überschrift "Kongress-Veranstalter und Schwule im Dialog" am 08.05.09 berichtet, will die "Akademie für Psychotherapie und Seelsorge" mit dem LSVD (Lesben- und Schwulenverband Deutschlands) ins Gespräch kommen.

Der LSVD hat sich wie der Bundespolitiker Volker Beck von Bündnis 90 / Die Grünen dagegen ausgesprochen, dass Referenten, die vom LSVD als "homophob" angesehen werden, beim Kongreß "Psychotherapie und Seelsorge" zu Wort kommen. Man würde schließlich auch niemanden zu Wort kommen lassen, der antisemitische Positionen vertrete, lautete eine der Begründungen, die Volker Beck dafür gab. Er forderte, die Veranstaltung der Leiterin des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft, Dr. Christl Vonholdt, und zweier weiterer Referenten abzusagen. Ein  Marburger Aktionsbündnis hat jedoch die Forderung aufgestellt, den gesamten Kongreß abzusagen. Er ginge nicht nur um zwei oder drei Referenten, sondern gegen "die homophobe und religiös-fundamentalistische Ausrichtung der evangelikalen Bewegung", erklärt das Aktionsbündnis in einem Aufruf. "Deshalb werden wir den Kongreß verhindern!", lautet die dementsprechende Ankündigung.

Dem Artikel in der Frankfurter Rundschau (FR) zufolge, dürfte sich das Gespräch der APS mit dem LSVD in erster Linie dem Thema des Kongresses und den auftretenden Referenten zuwenden. Wie Gesa Coordes schreibt, soll sich der Sprecher einer Gruppe von 17 Marburger Psychotherapeuten gegen die "Thesen" der strittigen Referenten wenden. "Homosexualität" sei eine "normale Spielart der Natur", die man nicht "wegtherapieren" könne, so Manfred Stürmer, der Sprecher der Gruppe. Frank Fornicon, Sprecher der APS, erklärte die massive Kritik mit "schlichten Fehlinformationen". "Man mag über die Äußerungen der Referenten geteilter Meinung sein, aber Homosexualität ist nicht unser Thema", wird Fornicon von der FR zitiert.

Aus Stellungnahmen des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft geht hervor, dass in der Frage, ob Homosexualität als behandlungsbedürftig anzusehen ist, keine gegensätzliche Auffassung besteht. Die Medizinerin Christl Vonholdt befasst sich nicht mit dem "Wegtherapieren von Homosexualität", sondern mit dem Phänomen der ego-dystonen homosexuellen Orientierung, wie eine Stellungnahme der DIJG vom 05.05.09 zeigt. Dabei handle es sich um homosexuelle Empfindungen, die ein Mensch nicht als zu sich gehörig, sondern als unerwünscht und konflikthaft erlebe. Die DIJG hat auf zahlreiche und umfassende wissenschaftliche Studien verwiesen, die sich mit diesem Problem auseinandersetzen. Wie auch die APS gegenüber der FR deutlich gemacht hat, ist diese Problematik jedoch nicht Thema des Kongresses, denn die diesjährige Veranstaltung ist dem Thema "Identität" gewidmet. Die Kinder- und Jugendärztin Christl Vonholdt trägt dort über die Identitätsentwicklung von Mädchen vor.

Nun will die APS mit dem LSVD am 12. Mai zusammentreffen. Es ginge um die Frage, wie man ein "vernünftiges Verhältnis zwischen Evangelikalen und Schwulenverbänden organisieren könne", erkärte der Sprecher der Akademie für Psychotherapie und Seelsorge, Frank Fornacon, der Frankfurter Rundschau. Die Frankfurter Rundschau spricht von einem "Runden Tisch". Wer an diesem Tisch Platz nehmen wird, ist nicht bekannt. Die Sprecherin der DIJG erklärte dazu auf Anfrage, dass die DIJG nicht eingeladen worden sei.