18.11.2009

Irak: Die religiöse Verfolgung liegt nicht am Staat, sondern im System

Jules Mikahel Al-Jamil, Vertreter der katholischen Gemeinschaften kämpft in Rom für sein Volk Von Jesús Colina

Irak: Die religiöse Verfolgung liegt nicht am Staat, sondern im System

Jules Mikahel Al-Jamil, Vertreter der katholischen Gemeinschaften kämpft in Rom für sein Volk

Von Jesús Colina

 

ROM, 18. November 2009 (ZENIT.org).- Im Irak ist es nicht der „Staat", der religiöse Verfolgung anstachele, sondern das „das System", erklärte jetzt ein Vertreter der katholischen Gemeinschaften des Landes in Rom.

Erzbischof Jules Mikhael Al-Jamil, der Prokurator des syrisch-katholischen Patriarchats in Rom, wartete am Dienstag bei einem Treffen mit Journalisten im Thronsaal der italienischen Abgeordnetenkammer mit dieser Einschätzung auf.

Der 71 Jahre alte Kirchenmann berichtete, dass es im sozialen System des Landes für Christen, die nur eine kleine Minderheit seien, keine Unterstützung bereit gestellt würde, um sie gegen Angriffe zu verteidigen. So würde sie für gemeine Verbrecher oder Gruppen wie das Al-Qaida-Terror-Netzwerk eines Osama bin Laden zu einer leichten Beute. Aus diesem Grund, so erklärt er, kann gesagt werden, dass es hier um eine „religiöse Verfolgung" ginge, die durch ein soziales System unterstützt werde, die sich aus einer bestimmten Lesart des Korans inspiriere. Dem gemäß müssten der Islam und seine Anhänger herrschen und dürften nicht beherrscht werden. Das mache aus Gläubigen anderer Religionen automatisch Bürger mit weniger Rechten, so der Kirchenführer während der Konferenz, die von der italienischen Abgeordnetenkammer in Kooperation mit der Initiative "Rettet die Klöster" (www.salvaimonasteri.org), organisiert wurde. Angesichts der vielfachen Zerstörung von Kirchen und Klöstern im Irak, Pakistan und dem Kosovo soll die Öffentlichkeit aufgerüttelt werden.

Der Erzbischof, ein Experte für arabische Kultur und Literatur, erinnerte daran, dass gemäß dem für gläubige Muslime als „heilig" anerkannten Buches, der Islam eine Religion sei, die über andere stehe. In der Vergangenheit waren im Irak „Christen, die unter einer islamischen Regierung oder Lehre lebten, frei, an den Islam zu glauben oder ihr Land zu verlassen, oder eine Steuer zu entrichten, um in Frieden zu leben".

In der Vergangenheit waren es Christen, die im Irak eine sehr einflussreiche Minderheit stellten, die einen entscheidenden Beitrag zur Kultur des Landes leisteten. Dazu gehörte die Gründung und Entwicklung der ersten Universität von Bagdad. All das verschaffte Christen großen Respekt. „Aber es bedeutet keinesfalls, dass sie, gewissen Interpretationen des Koran zu Folge, gleiche Rechte genießen dürften."

„Ein Christ kann darf in einem islamischen Regime niemals über einem Muslim stehen. So kann ein General der Streitkräfte niemals ein Christ sein".

Jetzt, nach dem Krieg, hätten Christen jegliche politische Macht und gesellschaftlichen Einfluss verloren. Sie gehörten jetzt, wo viele ihr Land verlassen haben, zu denen die unter der "Verfolgung eines vorherrschenden sozialen Systems leiden", weil sie hilflos sind.

In einem Gespräch mit ZENIT, sprach sich der Bischof gegen den Vorschlag aus, die Rechte der Christen auf die Schaffung einer christlichen Enklave in Ninive zu unterstützen (dort lebt eine christliche Mehrheit), da Christen Teil doch Teil des sozialen Gefüges des ganzen Landes seien.

Auch Auswanderung sei keine Lösung, müsse die Kirche doch „die Gegenwart Christi im Land" sicherstellen. „Verschlimmert sich die Lage und fliehen Christen, dann ist das kein Zeugnis. Und wenn ganze Generationen auswandern, werden sie niemals zurückkehren".

Grundsätzlich stünden Christen in einem demokratischen Land die gleichen Rechte zu, so der irakische Oberhirte.