21.11.2009

Christen in China erleben Wachstum und Verfolgung

Weltallianz spricht mit Christenrat – Nichtregistrierte Gemeinde geschlossen

Christen in China erleben Wachstum und Verfolgung

Weltallianz spricht mit Christenrat – Nichtregistrierte Gemeinde geschlossen

Shanghai (idea) – Während ihrer China-Reise hat sich eine Delegation der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) ein Bild vom Wachstum staatlich anerkannter protestantischer Gemeinden gemacht. Gleichzeitig machte die Kommission für Religionsfreiheit der Australischen Evangelischen Allianz auf die fortgesetzte staatliche Verfolgung von Gemeinden und Hauskirchen in China aufmerksam, die sich nicht staatlich registrieren lassen, weil sie sich der direkten Kontrolle des kommunistischen Regimes entziehen wollen. Eine Delegation der WEA - Dachorganisation von rund 420 Millionen Evangelikalen in 128 Ländern - traf am 15. November in der rund 19 Millionen Einwohner zählenden Metropole Shanghai ein und führte Gespräche mit hochrangigen Vertretern des Chinesischen Christenrats und der Patriotischen Drei-Selbst-Bewegung. Sie repräsentieren etwa 18 Millionen Protestanten und pflegten bisher vor allem Beziehungen zum Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK). Schätzungen über die Gesamtzahl der Christen in China schwanken zwischen 40 Millionen und 130 Millionen. Die meisten versammeln sich in staatlich nicht registrierten Hauskirchen. Der Internationale Direktor der WEA, Geoff Tunnicliffe (Markham/Kanada), hatte im vorigen Jahr erste Kontakte zu den staatlich anerkannten Dachorganisationen geknüpft. Außer ihm gehörten zur WEA-Delegation der Generalsekretär der Europäischen Evangelischen Allianz, Gordon Showell-Rogers (London), der Präsident der Evangelischen Allianz in den USA, Leith Anderson (Eden Prairie/Bundesstaat Minnesota), sowie Mitglieder des Internationalen Rats. Sie trafen unter anderem mit dem Präsidenten des Chinesischen Christenrats, Gao Feng, und dem Vorsitzenden der Drei-Selbst-Bewegung, Fu Xianwei, zusammen. Dabei wurde laut einer WEA-Mitteilung unter anderem über die Folgen des Wachstums christlicher Gemeinden in China gesprochen. Der Bedarf an gut ausgebildeten Pastoren und Kirchenleitern sei stark gestiegen. Außerdem sei es nötig, eine Theologie zu entwickeln, die Evangelisation mit sozialer Verantwortung verknüpft.

170 Gemeinden in Shanghai

Die WEA-Delegation besuchte in Shanghai unter anderem die vor fünf Jahren gegründete Evangeliums-Gemeinde. Mit heute 2.200 Gottesdienstbesuchern, drei Vollzeitpastoren und über 200 ehrenamtlichen Mitarbeitern zählt sie zu den größten Gemeinden Chinas. Sie feiert sonntags zwei chinesische und zwei koreanische Gottesdienste. In Shanghai leben rund 80.000 Koreaner; die meisten sind Christen. In der Handels- und Industrie-Metropole gibt es etwa 170 christliche Gemeinden und 370 einheimische Missionare. Jährlich wächst die Zahl der Christen um etwa 6.000.

Zwangsmaßnahmen vor Obama-Besuch

Doch es gibt in der Volksrepublik auch Christenverfolgung. Vor dem jüngsten China-Besuch von US-Präsident Barack Obama wurden große nicht registrierte Gemeinden in Shanghai und Peking Zwangsmaßnahmen ausgesetzt, wie es im Gebetsrundbrief der Kommission für Religionsfreiheit der Australischen Allianz heißt. So hätten die Shanghaier Behörden am 2. November – zwei Wochen vor Obamas Besuch – die Schließung der Wanbang-Gemeinde verfügt. Als sich einige der 2.000 Mitglieder trotzdem weiter versammelten, seien Telefonleitungen gekappt, jedes Mitglied verhört und Fingerabdrücke genommen worden. Sieben Pastoren in Shanghai seien von den Behörden als Kriminelle abgestempelt worden. Die Pekinger Shouwang-Gemeinde habe vor dem Obama-Besuch ihre Versammlungsräume in der Huajie-Plaza räumen müssen. Rund 800 Mitglieder hätten daraufhin am 1. November bei Schneefall Gottesdienst in einem Park gefeiert. Obama hatte sich am 16. November in einer Diskussion mit rund 500 handverlesenen Studenten im Museum für Wissenschaft und Technologie von Shanghai für die Einhaltung der Menschenrechte, einschließlich der Religionsfreiheit, in China und weltweit stark gemacht.