24.11.2009

China: Christen zwischen Freiheit und Verfolgung

Schwäbisch Gmünd (idea) – 24. November 2009 - Werden in der Volksrepublik China Christen verfolgt? Darüber gehen die Ansichten von Hilfsorganisationen weit auseinander, wie eine Diskussion am 23. November beim Kongress „Gedenket der Märtyrer" im Christlichen Gästezentrum „Schönblick" in Schwäbisch Gmünd zeigte.

Dabei mahnte der Leiter des China-Forschungsinstituts der internationalen Überseeischen Missionsgemeinschaft (ÜMG), Tony Lambert (Brighton/England), zu einer differenzierten Betrachtung. Es gebe sowohl Verfolgung als auch große Freiheiten. Die frühere Einteilung, dass die staatlich registrierten Gemeinden ein unbehindertes Gemeindeleben praktizieren könnten, während die illegalen Hauskirchen oft schikaniert würden, treffe weitgehend nicht mehr zu. Auch registrierte Gemeinden würden geschlossen, wenn die Behörden den Eindruck hätten, dass gegen den Staat agiert werde. Umgekehrt könnten sich in einigen Städten Mitglieder von Hauskirchen unbehelligt zu Gottesdiensten treffen, etwa in Hotels. Solange die kommunistische Partei das Gefühl habe, die Religion kontrollieren zu können, würden die staatlichen Vorschriften häufig weniger eng ausgelegt, sagte Lambert. Allerdings seien Kinder- und Jugendarbeit ebenso wie die Zusammenarbeit mit ausländischen Organisationen offiziell untersagt. Nach Angaben des staatlich anerkannten Christenrates gibt es in China etwa 21 Millionen registrierte evangelische Christen und vier Millionen registrierte Katholiken. Die Zahl aller Christen wird auf bis zu 80 Millionen Protestanten und mehr als 12 Millionen Katholiken geschätzt.

Hauskirchen: 80 Prozent der Christen

Der Leiter des Hilfswerks Open Doors Deutschland, Markus Rode (Kelkheim bei Frankfurt am Main), forderte eine stärkere Beachtung der staatlich nicht registrierten Hauskirchen. Westliche Kirchenvertreter pflegten meist nur Kontakte zu den offiziell anerkannten Gemeinden, obwohl die Hauskirchen 80 Prozent der chinesischen Christenheit repräsentierten. Ihre Leiter brauchten mehr Solidarität, weil sich die antireligiöse Haltung von Partei und Regierung in erster Linie gegen sie richte. Immer wieder gebe es brutale Verhöre mit Folter, willkürliche Enteignungen und Einweisung in Umerziehungslager. Auch sei es für Hauskirchen schwierig, Studienbibeln und Lehrmaterial zu bekommen. Dagegen berichtete der deutsche Repräsentant der internationalen Organisation „China Partners", Konrad Brandt (Wetter bei Marburg), dass die offiziellen Kirchen kaum Probleme hätten. An ihren theologischen Ausbildungsstätten dürften auch Ausländer unterrichten. Einige Hauskirchen wollten sich registrieren lassen. Ihr Bemühen scheitere an der Unzulänglichkeit der Verwaltungsbehörden. Der Leiter der Hilfsaktion Märtyrerkirche, Pastor Manfred Müller (Uhldingen/Bodensee), und der Unternehmensberater Werner Weiss (Trossingen) sprachen von guten Chancen für ausländische Christen, sich mit ihrem Beruf an der Verbreitung des Evangeliums in China zu beteiligen. Schulen und Universitäten suchten beispielsweise Englischlehrer, um ihre Absolventen auf die Anforderungen der Weltwirtschaft vorzubereiten.