15.10.2009

Laos: Verfolgung „importierter Religionen“

Seit etwa 1950 ist Laos zwischen prokommunistischen und antikommunistischen Kräften hin- und hergerissen. Gegen Ende der Sechzigerjahre und Anfang der Siebzigerjahre verbündeten sich ethnische Minderheiten sowohl in Vietnam als auch in Laos mit den US Truppen im Kampf gegen die kommunistischen Streitkräfte. Nach dem Sieg der Kommunisten flohen etwa zwei Drittel der laotischen Christen ins Ausland. Seit 1975 wird Laos von der kommunistischen Laotischen Revolutionären Volkspartei regiert. Im Laufe der Neunzigerjahre näherte sich Laos der Marktwirtschaft an, was größere Offenheit und globales Engagement erforderte. Spätestens 1996 zog man jedoch die Bremsen, da das kommunistische Regime einen Machtverlust befürchtete. Die Öffnung hatte zu steigender sozialer Unruhe geführt, die Bevölkerung protestierte gegen die Unterdrückung und gegen die Korruption der Regierung. Es kam zu einem dramatischen Anstieg der Menschenrechtsverletzungen, als die Behörden hart durchgriffen, um die unzufriedene Bevölkerung in Schach zu halten.  

 

Im Oktober 1998 verabschiedete die US Regierung ein Gesetz für die Internationale Freiheit von Verfolgung aus religiösen Gründen („International Freedom from Religious Persecution Act“, kurz „IFRP“). Zu dieser Zeit herrschte in Laos schwere Verfolgung aus religiösen Gründen, Folter war an der Tagesordnung. Als bettelarmes Land ohne reiche und mächtige Verbündete konnte Laos das IFRP Gesetz nicht ignorieren. So begann das Regime, seine Religionspolitik vorsichtig zu reformieren, um Sanktionen zu vermeiden und sich Handelsverträge zu sichern. Bereits 2005 konnte die Kommission für internationale Religionsfreiheit der USA (USCIRF) Laos von der Watch List streichen. Doch die Situation hat sich wieder zum Schlechteren gewendet. Laos unterhält jetzt enge Beziehungen zu anderen Entwicklungsländern mit totalitären Regimes, darunter zur aufsteigenden Wirtschaftsmacht China. Überdies ist der Einfluss der USA, der dem IFRP Gesetz seinerzeit Nachdruck verlieh, durch die Wirtschaftskrise zurückgegangen. Im letzten Jahr eskalierte die Verfolgung dermaßen, dass Laos im Mai 2009 wieder auf die Watch List gesetzt wurde. Nähere Informationen in englischer Sprache finden Sie unter www.uscirf.gov/images/AR2009/laos.pdf

  Jahresbericht der USCIRF von Mai 2009: LAOS.)

Die USCIRF berichtet, dass allein im Jahr 2008 mehr als 500 Christen aus allen Landesteilen gezwungen wurden, ihrem Glauben abzuschwören. Den Christen droht die Vertreibung aus ihren Dörfern, Konfiskation ihres Viehs, in manchen Fällen wird ihnen die Ausstellung von Personalausweisen oder der Zugang zur Bildung verweigert, Gefangenen droht Nahrungsentzug. Protestanten, die ethnischen Minderheiten angehören, sind das Ziel besonders harter Verfolgung. Das Regime verabscheut das protestantische Christentum als „Import aus Amerika“ und sieht darin eine Bedrohung des kommunistischen Systems. Das Misstrauen und die feindliche Haltung der Regierung werden nur noch verstärkt, weil das Christentum von den ethnischen Minderheiten, die sich lange gegen die kommunistische Unterdrückung zur Wehr gesetzt haben, mit solcher Freude und Hingabe angenommen wird.

Die christliche Gemeinde von Boukham wurde während des vergangenen Jahres ständig verfolgt.Human Rights Watch for Lao Religious Freedom (HRWLRF) berichtet, dass am 3. September 2009 laotische Polizeibeamte den Ältesten dieser christlichen Gemeinde, Thao Oun, in seinem Heimatdorf Lainsai mit vorgehaltener Waffe verhafteten. Er wurde fünf Stunden lang festgehalten, verhört und terrorisiert. HRWLRF schreibt: „Thao Oun wurde vorgeworfen, durch seine Annahme des christlichen Glaubens Zerstörung über die laotische Nation und Regierung zu bringen.“ Der Polizeichef forderte Thao Oun auf, das Christentum aufzugeben, ansonsten würde er aus seinem Dorf vertrieben. Weiters drohte der Polizeichef Thao Oun mit dem Tod, sollten Informationen über seine Verhaftung und sein Verhör an die internationale Gemeinschaft gelangen und fügte hinzu, dass er allen Gläubigen der christlichen Gemeinde von Boukham den Tod wünscht. HRWLRF hat den Bericht in der Überzeugung veröffentlicht, dass die einzige Möglichkeit, Thao Ouns Sicherheit zu garantieren, in Wirklichkeit darin besteht, seinen Fall ins internationale Rampenlicht zu stellen.

Überdies üben die Behörden Druck auf die Gläubigen aus, indem sie zehn Kindern von Christen aus dem Ort den Schulbesuch verwehren und christlichen Familien den Zugang zu Wasser, medizinischer Versorgung und Rechtsschutz verweigern. Am 5. September wurde dann Thao Aom festgenommen, der erst seit 10 Monaten Christ ist. Auch nach einem dreistündigen Verhör durch die Polizei weigerte er sich, seinem Glauben abzuschwören und wurde deshalb von den Behörden aus dem Dorf vertrieben. Am 6. September umzingelten die Behördenvertreter die Kirche von Boukham und hinderten die Gläubigen daran, diese zum Gottesdienst zu betreten.

Quelle: Arbeitskreis Religionsfreiheit der Australischen Evangelischen Allianz

Übersetzung: ÖEA