31.10.2009

Pakistan: Tödliche Angriffe auf Christen

Pakistan: Tödliche Angriffe auf Christen

 

 

Bei Brandanschlägen auf Christen in der Provinz Punjab töteten Islamisten 14 Menschen. Es wurden 70 Häuser zerstört und unzählige Christen verletzt. Als Rechtfertigung für die Übergriffe dienten zweifelhafte Blasphemiegesetze. Kurz nach den Attacken leistete CSI den Opfern Hilfe.

Über 70 zerstörte Häuser in Gojra und Korian.

csi/hz. Radikale Muslime steckten im Dorf Korian und in der Stadt Gojra in der Provinz Punjab von Christen bewohnte Häuser in Brand. Auch zwei Kirchen wurden zerstört. Der gewalttätige Mob, der von islamischen Extremisten in der Moschee aufgewiegelt worden war, tötete bei der brutalen Attacke 14 Christen und verletzte etliche schwer. Viele haben ihren ganzen Besitz in den Flammen verloren und bangen nun um ihre Existenz.

Religiöser Extremismus

Pakistan ist ein Staat, der seit seiner Gründung 1947 zwischen Islamisierung und Modernisierung hin- und herpendelt. Der religiöse Extremismus nahm in letzter Zeit bedrohlich zu und ist für das Land zu einem unüberschaubaren Problem geworden. Das 1986 verabschiedete "Blasphemiegesetz" ist das Resultat einer langjährigen und systematischen Islamisierung. Es legt fest, dass Gotteslästerung und geringschätzige Bemerkungen über den Propheten Mohammed mit Geld- und Haftstrafen oder im schlimmsten Fall mit dem Tode bestraft werden. Häufig werden Übergriffe auf Christen mit diesem Gesetz begründet. Es garantiert den Tätern vor Gericht meist Straffreiheit, weil es bei Blasphemieklagen keine Zeugen braucht. So ist es ein wirksames Mittel, die nicht-muslimischen Minderheiten massiv zu terrorisieren. Die christliche Bevölkerung macht zwei Prozent der 162 Millionen Pakistanis aus, 96 Prozent sind Muslime und ebenfalls knapp zwei Prozent sind Hindus. Diskriminierungen gegen Christen enden oft in brutalen Gewaltattacken, bei denen es häufig viele Tote gibt, Unzählige verletzt und viele aus ihren Häusern vertrieben werden. Seit der Einführung der Blasphemiegesetze hat sich die Situation enorm zugespitzt.

Haltlose Vorwürfe

Auch bei den Angriffen in Korian und Gojra wurden Angehörige der christlichen Minderheit beschuldigt, den Koran entweiht und somit gegen das "Blasphemiegesetz" verstoßen zu haben. Der für Minderheiten zuständige Minister Shahbaz Bhatti nannte die Vorwürfe haltlos und forderte vom Parlament eine deutliche Stellungnahme. Es verabschiedete darauf eine Resolution, die die Angriffe verurteilte, Solidarität mit den Opfern verlangte und alles daran setze, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Die Christen in Pakistan reagierten auf die grausamen Ausschreitungen mit einer Protestaktion. Sie verurteilten die Brandanschläge und kritisierten das Versagen der Behörden. Außerdem verlangten sie ein Ende der langjährigen religiösen Diskriminierung und Gerechtigkeit. Dass sie mit dieser Aktion erneut Ziel von Attentaten werden könnten, ist den Christen bewusst. Es zeigt aber, wie ernst es ihnen ist, nicht länger verfolgt zu werden. Die Regierung in Islamabad soll – so die Grundbotschaft der Protestaktion – alles daran setzen, Christen als religiöse Minderheit anzuerkennen und dafür zu sorgen, dass die Religionsfreiheit geachtet und geschützt wird.

Erste CSI-Hilfsaktion

CSI startete unmittelbar nach den Brandanschlägen eine Hilfsaktion für die Opfer. Mit Hilfe von Khalil Tahir, einem katholischen Anwalt, der die Sofort-Hilfe von CSI vor Ort koordinierte, konnte den Opfern geholfen werden. Viele haben kein Zuhause mehr und müssen in erbärmlichen Verhältnissen leben. Mit seinem Einsatz schafft sich Khalil Tahir immer wieder Todfeinde. Seine Frau und die drei Söhne mussten untertauchen.

Trotzdem setzt er seinen selbstlosen Einsatz für zahlreiche der Blasphemie beschuldigte Christen mutig fort. In den Augen der Islamisten ist er genau so schuldig wie die Christen, für die er sich seit Jahren vor Gericht einsetzt und die angeblich den Koran entweiht haben.

Ende August beteiligte sich CSI in Genf an einer Mahnwache. Organisiert wurde sie von pakistanischen Christen, die hier in der Schweiz leben. Mit dieser Protestaktion wurde die Öffentlichkeit auf die Gräueltaten aufmerksam gemacht. Die gemeinsame Aktion vor dem "Palais des Nations" machte zudem deutlich, dass die Religionsfreiheit in Pakistan nicht gewährleistet ist. Das Leben der pakistanischen Christen ist wegen der Blasphemiegesetze existenziell bedroht. CSI und die Christen in Pakistan fordern aus diesem Grund, dass dieses menschenverachtende Gesetz abgeschafft wird.