01.09.2009

Irak: Neue Dörfer für Christen

Bad Homburg (idea) - 01. September 2009 – Im Irak droht der christlichen Minderheit nicht nur Ungemach, es gibt auch Hoffnung. Das berichtete der assyrische Pfarrer Emanuel Youkhana (Wiesbaden), Leiter der Hilfsorganisation Capni (Christian Aid Program Nohadra Iraq), beim Jahresfest des Christlichen Hilfsbundes im Orient am 30. August in Bad Homburg. Während in vielen Landesteilen des Irak Christen verfolgt würden, siedele die Regierung im kurdischen Norden Christen in rund 120 neuen Dörfern an. Dort entstehen auch Kirchen, damit sich die Christen zu Gottesdiensten versammeln können. Erstmals weisen Verkehrsschilder auf Kirchen hin. Die nordirakische Regierung erlaube es zudem, dass Einwohner in ihrem Pass einen Religionswechsel eintragen lassen können. Muslime, die zum christlichen Glauben finden, können laut Youkhana legal eine Änderung der Religion vornehmen lassen, was in vielen islamischen Ländern unmöglich ist. Erstmals seit Jahren kehrten geflüchtete Iraker in ihre Heimat zurück, um sich in den neuen christlichen Dörfern eine Existenz aufzubauen. Dies gebe Hoffnung, dass die Christen nicht vollständig vertrieben werden. Jeder zweite Christ hat das Land verlassen Seit dem Einmarsch der alliierten Truppen unter Führung der USA in den Irak im Jahr 2003 werden Christen von muslimischen Extremisten verfolgt. Zuletzt hatte es im Juli Anschläge auf sechs Kirchen gegeben. Dabei starben vier Menschen, 32 wurden verletzt. In den vergangenen fünf Jahren habe aufgrund der Anschläge und Drohungen rund die Hälfte der christlichen Bevölkerung das Land verlassen. Derzeit befänden sich noch etwa 400.000 Christen im Irak. Viele lebten in der Diaspora, etwa in Syrien und Jordanien. Youkhana forderte die europäischen Staaten auf, den Irak zu unterstützen, damit die Christen im Land bleiben und die Menschenrechte allen garantiert werden könnten. Das Leben in der Fremde könne keine Alternative sein.

Anschläge auf 400 Kirchen

Besonders schlimm sei die Situation im nordirakischen Mosul, dem biblischen Ninive, wo Christen durch Handzettel und Lautsprecherdurchsagen zum Verlassen aufgefordert würden. Von Kirchenkuppeln müsse das Kreuz entfernt werden. Wenn diese Forderung der Muslime nicht befolgt werde, drohten Anschläge auf das Gotteshaus. Mehr als 40 Kirchen wurden in Bagdad, Mosul und Kirkuk mit Sprengsätzen angegriffen, landesweit über 400. Bereits unter dem früheren Herrscher Saddam Hussein seien rund 150 christliche Dörfer entvölkert und dem Erdboden gleich gemacht worden. Youkhana rief die irakischen Christen auf, ihr Land nicht zu verlassen. Sie seien bereits seit 2.000 Jahren im Irak, viele Jahrhunderte länger als der Islam. Nach Angaben von Missionsleiter Andreas Baumann (Bad Homburg) hat der Hilfsbund das Ziel, Christen im Nahen Osten zur Seite zu stehen und sie zu unterstützen. Der Hilfsbund wurde 1896 gegründet, um vor allem verfolgten Armeniern beizustehen. Er unterstützt heute außer im Irak auch in Syrien, Armenien und im Libanon Schulen und andere christliche Einrichtungen.