16.09.2009

Nordkorea: Sensation - Christen fördern erste Privatuni

Universität für Wissenschaft und Technologie (Pyongyang University of Science and Technology/PUST) in Pjöngjang eröffnet

Nordkorea: Sensation - Christen fördern erste Privatuni

Universität für Wissenschaft und Technologie (Pyongyang University of Science and Technology/PUST) in Pjöngjang eröffnet

Pjöngjang (idea) - 16. September 2009 – Sensation im kommunistisch regierten Nordkorea: Mit christlicher Unterstützung öffnet in dem international weitgehend isolierten Land die erste internationale Privatuniversität ihre Pforten. Die Universität für Wissenschaft und Technologie (Pyongyang University of Science and Technology/PUST) in Pjöngjang wurde am 16. September in Anwesenheit von etwa 200 Vertretern aus dem Ausland offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Unterstützung kommt von kirchlichen Organisationen und Christen vor allem aus Südkorea und den USA, aber auch aus Deutschland. Die Werke „Hilfe für Brüder“ und „Christliche Fachkräfte International“ (beide Stuttgart) sind beteiligt. Mit staatlicher Genehmigung wird die Universität von der Nordostasiatischen Stiftung für Bildung und Kultur getragen, die bereits eine ähnliche Hochschule in Yanbian in der Volksrepublik China betreibt. Seit 2002 hat die Stiftung umgerechnet rund 22 Millionen Euro in den Aufbau des Campus in Pjöngjang investiert. An der Universität sollen heimische Fachkräfte für internationale Tätigkeiten qualifiziert werden. So wird unter anderem ein Managementstudium mit dem Abschluss als Master of Business Administration (MBA) angeboten. Unterrichtssprache ist Englisch; die anfangs 200 bis 300 Studierenden sollen auch ungehinderten Zugang zum Internet haben. Dozenten kommen auch aus Südkorea, den USA und anderen westlichen Ländern. Meist handelt es sich um koreanisch stämmige Lehrkräfte. 

Hauptinitiator war in Nordkorea inhaftiert

Hauptinitiator ist der aus Korea stammende evangelikale Christ Kim Chin-Kyung. Für ihn ist auch die Verbreitung des christlichen Glaubens ein Ziel des Projekts in Pjöngjang. Der 74-Jährige wanderte in den siebziger Jahren in die USA aus. 1992 startete er die Privatuniversität in Yanbian, an der auch ausländische Christen lehren. Für sie gibt es auf dem Gelände eine Kapelle. Um seinen unter einer Hungersnot leidenden Landsleuten zu helfen, kehrte Kim 1998 in seine nordkoreanische Heimat zurück und wurde dort mehr als 40 Tage inhaftiert. Man verdächtigte ihn der Spionage für die USA. Er ließ aber nicht von seiner Vision einer Privatuniversität in Pjöngjang ab. Jetzt wird sein Traum verwirklicht. Der Campus befindet sich auf dem Gelände, wo einst eine Gedächtniskirche stand, die an die Märtyrer der ersten großen geistlichen Erweckung in Nordkorea vor 102 Jahren erinnerte. Kim, der sich zum christlichen Glauben bekennt, möchte mit dem Projekt auch Brücken schlagen. „Ich bin kein Kapitalist, ich bin kein Kommunist, ich bin ein ‚Liebe-ist“, erklärte er.

Pjöngjang galt als „Jerusalem des Ostens“

Vor der kommunistischen Machtübernahme 1948 war Pjöngjang wegen der vielen Kirchen als „Jerusalem Ostasiens“ berühmt. Heute gilt Nordkorea als das Land mit der stärksten Christenverfolgung. Zwar herrscht in dem von Diktator Kim Jong-Il regierten Staat offiziell Religionsfreiheit, aber bis zu 70.000 Christen werden dem Hilfswerk Open Doors zufolge in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten. Der Alleinherrscher lasse sich als Götzen verehren. Wer Gott anbete, müsse mit schweren Konsequenzen rechnen wie Folter, Inhaftierung oder Hinrichtung. Von den 23,6 Millionen Einwohnern sind offiziellen Angaben zufolge etwa 12.000 Christen, die zu vier staatlich anerkannten Kirchengemeinden gehören – zwei evangelischen, einer katholischen und einer russisch-orthodoxen. Religionsstatistiker gehen davon aus, dass sich weit über 400.000 Christen im Verborgenen treffen.