19.09.2009

Leitartikel: Anglikanischer Bischof tritt ab, um verfolgten Christen beizustehen

Der anglikanische Bischof Michael Nazir-Ali will Gespräche mit Muslimen über „fundamentale Freiheitsrechte“ führen.

Leitartikel: Anglikanischer Bischof tritt ab, um verfolgten Christen beizustehen

Der anglikanische Bischof Michael Nazir-Ali will Gespräche mit Muslimen über „fundamentale Freiheitsrechte“ führen.

 

Rochester (idea) - 19. September 2009 – Um bedrängten und verfolgten Christen vor allem in der islamischen Welt beizustehen, hat der anglikanische Bischof Michael Nazir-Ali

(Rochester/Südengland) jetzt sein Amt vorzeitig aufgegeben. Der 60-jährige gebürtige Pakistani war 1994 zum ersten nicht-weißen Bischof Englands gewählt worden. Künftig will sich der Evangelikale der Fortbildung von Kirchen- und Gemeindeleitern in Ländern widmen, in denen Christen verfolgt werden. Außerdem will er, wie er anlässlich seines Abschieds in Rochester sagte, Gespräche über „fundamentale Freiheitsrechte“ mit staatlichen und religiösen, besonders muslimischen Organisationen fortführen. Auch werde er sich im Bildungssektor in der westlichen Welt engagieren, vornehmlich in Großbritannien, den USA und Kanada.

„Krise der Moral“

Im Abschiedsgottesdienst nach 15-jähriger Tätigkeit an der Spitze seiner Diözese ging Nazir-Ali auf die „Krise der Moral“ in Großbritannien ein. Die Schwächung der Familie sei verantwortlich für das, was sich auf den Straßen, in Klassenzimmern und Wohnungen abspiele. Der christliche Glaube sei eine „Notwendigkeit“ für die Gesellschaft. Dies gelte besonders angesichts der Infragestellung menschlichen Lebens am Anfang und Ende, etwa durch Abtreibung und Sterbehilfe. 

Gegen Tabu-Zonen für Nicht-Muslime

Stets hat sich der Bischof, dessen Vater zum Christentum übergetreten war, mit deutlichen Worten gegen religiöse Einschüchterung gewandt. Als 35-Jähriger musste er nach Großbritannien fliehen, weil ihm muslimische Extremisten in Pakistan nach dem Leben trachteten. Vor einem Jahr warnte er davor, dass sich überwiegend von Muslimen bewohnte Stadtviertel in Großbritannien zu „Tabu-Zonen“ für Bürger anderen Glaubens entwickeln. Danach erhielt er Todesdrohungen und wurde mit seiner Familie unter Polizeischutz gestellt. Im Jahr 2002 war Nazir-Ali dem Waliser Rowan Williams bei der Wahl zum Oberhaupt der anglikanischen Kirche unterlegen.