07.08.2010

Indonesien: Islamisten wollen Ende der „Christianisierung“

Auffälligstes Ereignis in Indonesien im 2. Quartal dieses Jahres war der am 20. und 21. Juni in der Al-Azhar-Moschee von Bekasi (Westjava) abgehaltene Islamische Kongress von Bekasi. Zu den 200 Kongressteilnehmern gehörten neben Vertretern örtlicher Organisationen auch Vertreter von zwei der größten muslimischen Organisationen Indonesiens sowie der Islamischen Verteidigungsfront (FPI), die für ihre aggressive Opposition gegen Christen und andere nicht-muslimische Gruppen bekannt ist. Der Kongress kann als Höhepunkt zunehmender Spannungen zwischen religiösen Gruppen im Land betrachtet werden. Diskutiert wurde unter anderem über eine Statue mit dem Namen „Drei Frauen“ im Zentrum der Stadt Bekasi, die von einem balinesischen Künstler als Willkommensgruß für Gäste geschaffen wurde. Muslimische Hardliner nahmen daran Anstoß, weil sie darin die Abbildung der christlichen Dreieinigkeit sahen, die sie als blasphemisch empfinden. Auf Anordnung des Bezirksleiters wurde die Statue entfernt.

Zentrales Thema der Konferenz war, aufgrund der wachsenden Zahl christlicher Hausgruppen in der Region der „Christianisierung“ ein Ende zu machen. Die Anwesenden beschlossen die Gründung eines Überwachungszentrums und einer Jugendmiliz (Laskar-Pemuda). Evangelistisch aktive Christen stehen somit im Visier radikaler Muslime. Die Konferenzteilnehmer forderten die örtliche Verwaltung von Bekasi auf, unverzüglich die Scharia, das islamische Recht, einzuführen, um damit auf die steigende Zahl von Blasphemiefällen und Bekehrungsversuchen von Muslimen zu reagieren. Neun Teilnehmerorganisationen schlossen sich zusammen, um ein „Bekasi Islamic Presidium“ aufzubauen. Diese Gruppe soll örtliche Moscheen auf einen Kampf gegen die Christianisierung vorbereiten.

Beunruhigender Trend: Die größte moderat-islamische Organisation in Indonesien, die „Nahdlatul Ulama (NU)“, distanzierte sich von der Konferenz. „Wenn wir eine so radikale Bewegung wachsen lassen, wird sie sich auf andere Landesteile ausbreiten und potentiell interreligiöse Konflikte schaffen“, sagte NU-Generalsekretär Iqbal Sulam. Christen forderten ein interreligiöses Forum, um interreligiöse Spannungen, die aufgrund der Konferenzforderungen entstanden sind, abzubauen. Die Regierung in Jakarta äußerte sich nicht. Logan Maurer, Regionalleiter von International China Concern konstatierte: „Die jüngsten Vorgänge im indonesischen Bekasi enthüllen einen beängstigenden Trend. Hier wollen radikale Muslime alles unternehmen, um Christen auszuschalten. Die Tatsache, dass sie damit drohen, sich paramilitärischer Aktionen zu bedienen, und dass sie konkrete Schritte zur Bildung von Milizen unternehmen, zeigt, dass die Christen und letztlich die Religionsfreiheit aller in Gefahr sind“. Zwar mögen die islamischen Hardliner in Bekasi eine kleine Gruppe sein, doch sie sind einflussreich genug, um einen Kongress dieser Art in aller Öffentlichkeit abzuhalten. Intoleranz scheint in Indonesien auf dem Vormarsch zu sein. Das Schweigen aus Jakarta ist ein starkes Signal. Würde sich die indonesische Regierung wirklich für Toleranz und Gleichheit unter den Religionen engagieren, hätte sie die Konferenz bzw. deren Forderung kritisieren müssen. 

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