07.12.2010

Türkei: Erstmals Pfarrerin für deutsche Gemeinde

Ursula August wechselt im Februar von Marl nach Istanbul

Türkei: Erstmals Pfarrerin für deutsche Gemeinde

Ursula August wechselt im Februar von Marl nach Istanbul

 

Dortmund (idea) – Erstmals übernimmt eine Frau die Pfarrstelle der Evangelischen Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei. Ursula August (50) aus Marl (nördliches Ruhrgebiet) tritt zum 1. Februar die Nachfolge von Holger Nollmann an, der die Stelle seit 2002 innehat.

Er wechselt in den Gemeindedienst nach Bochum. Frau August ist seit fast zehn Jahren Islambeauftragte des Kirchenkreises Recklinghausen. In einem Land zu arbeiten, wo 99 Prozent der Einwohner Muslime sind und die Kultur männlich geprägt ist, sieht die Theologin kein Problem. „Die Entscheidung der Gemeinde war klar: Sie wollen eine Frau“, sagte die Pfarrerin laut einer Mitteilung der Evangelischen Kirche von Westfalen. Viele Muslime in Deutschland seien stolz darauf, dass eine Frau, die sie aus dem Dialog kennen, nach Istanbul geht.

Kleine Gemeinde mit ständig wechselnden Mitgliedern

Die Evangelische Gemeinde deutscher Sprache in der Türkei bietet in Istanbul und Ankara Gottesdienste an, die auch von vielen Touristen besucht werden. Zur Gemeinde gehören etwa 200 Deutsche, die beruflich in der Türkei tätig sind, insbesondere Mitarbeiter deutscher Unternehmen sowie Botschafts- oder Konsulatsangehörige. Für die deutschsprachige evangelische Gemeinde bedeutet dies einen häufigen Wechsel der Gemeindemitglieder. Zu den Aufgaben der Pfarrerin gehören neben der Verkündigung die Seelsorge, Taufen und der Konfirmandenunterricht. Die rund 100.000 Christen in der Türkei sind nach wie vor benachteiligt. Der türkische Staat erkennt die Kirchen nicht als juristische Körperschaft an, so dass sie in einer Grauzone existieren. Frau August will sich in der Türkei dafür einsetzen, dass die Kirchen mehr Rechtssicherheit erhalten. Über 95 Prozent der 72 Millionen Einwohner des Landes sind Muslime. Von den rund 120.000 Christen gehören etwa 4.000 zu evangelikalen Gemeinden.