15.12.2010

Europa: EU verurteilt Christenverfolgung

Führende EU-Politiker haben sich in Straßburg für verfolgte Christen stark gemacht. Sowohl der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, als auch der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, erklärten, die Verfolgung von Christen im Irak sei inakzeptabel. Auch der deutsche Bundestag debattiert noch in dieser Woche über das Thema Religionsfreiheit.

Führende EU-Politiker machen sich für christliche Minderheiten stark.

Christen seien integraler Bestandteil der irakischen Gesellschaft, sagte Buzek nach Angaben des "Deutschlandfunk" am Dienstag in Straßburg. Die Regierung in Bagdad müsse allen Religionsgemeinschaften gleiche Rechte zugestehen. Das Europaparlament sei zutiefst schockiert über die jüngsten Übergriffe gegen Christen. Allein im Irak seien aufgrund fehlender Sicherheit rund eine halbe Million Christen geflohen. Buzek verlangt von der Regierung in Bagdad gleiche Rechte für alle Religionsgemeinschaften. "Es ist unsere moralische Verpflichtung, die christliche Minderheit im Nahen Osten und der gesamten islamischen Welt zu verteidigen und zu schützen", erklärte auch Pöttering, ehemaliger Präsident des EU-Parlaments. Das teilte die Konrad-Adenauer-Stiftung mit. Die Politiker trafen sich mit einer Delegation christlicher Religionsvertreter aus dem Irak und dem Libanon im Europäischen Parlament.

"Wir dürfen nicht tatenlos zusehen, wenn sich Christen gezwungen sehen, aus Angst um ihr Leben ihr Land zu verlassen. Dies ist auch nicht im Sinne ihrer muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, die von einem toleranten Zusammenleben ebenfalls profitieren", sagte Pöttering weiter. Toleranz sei keine Einbahnstraße: "In Europa unternehmen wir große Anstrengungen, um Muslime in unsere Gesellschaften zu integrieren, indem sie ihre Religion frei ausüben können. Dasselbe erwarten wir für den Umgang mit Christen in anderen Teilen der Welt."

Debatte im Bundestag

Neben dem Erzbischof von Bagdad, Athanase Matti Shaba Matoka, dessen Kathedrale dem verheerenden Anschlag vom 31. Oktober zum Opfer gefallen ist, war auch der Erzbischof von Mosul, Basile Georges Casmoussa, nach Straßburg gereist. Er war 2005 entführt worden. Auch der Weihbischof von Babylon, Schlemon Warduni, nahm an dem Treffen Teil. Die Geistlichen berichteten, dass seit 2004 im Irak 52 Kirchen bombardiert, sieben Priester ermordet und dreizehn Bischöfe entführt worden seien. Die Verantwortlichen für all diese Verbrechen seien unbekannt. Hans-Gert Pöttering forderte die irakische Regierung auf, alles in ihrer Macht stehende zum Schutz der Christen zu unternehmen und die Straftäter zur Verantwortung zu ziehen.

Auch im Deutsche Bundestag steht in dieser Woche das Thema Religionsfreiheit und Christenverfolgung auf der Agenda. An einer Debatte am Freitag wird neben Warduni auch der Patriarchalvikar der türkischen Chaldäisch-Katholischen Kirche, François Yakan, teilnehmen. Als Vertreter der deutschen Kirchen reisen der Bischof von Trier und Vorsitzende der Deutschen Kommission "Justitia et Pax", Stephan Ackermann, der Bevollmächtigte des Rats der EKD, Prälat Bernhard Felmberg, und der Beauftragte der Deutschen Evangelischen Allianz am Sitz des Deutschen Bundestages und der Bundesregierung, Wolfgang Baake, an. Bereits im Juli hatten sich die deutschen Politiker auf Antrag der Unionsfraktion mit der Verfolgung religiöser Minderheiten auseinandergesetzt. Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nannte den Einsatz für Religionsfreiheit damals ein "zentrales Anliegen der Bundesregierung".(pro)

VON: aw | 15.12.2010