16.12.2010

Weltweit: Viele Christen sehen Weihnachten mit Bangen entgegen

Von Nordkorea bis Nigeria: Angst vor Anschlägen und staatlicher Willkür

Weltweit: Viele Christen sehen Weihnachten mit Bangen entgegen

Von Nordkorea bis Nigeria: Angst vor Anschlägen und staatlicher Willkür

 

Wetzlar (idea) – Viele Christen weltweit sehen Weihnachten mit Bangen entgegen. Sie können sich nicht auf ein friedliches Christfest freuen, sondern müssen wegen ihres Glaubens mit Anschlägen, Festnahmen oder anderen Übergriffen rechnen.

Die Kriegsgefahr auf der koreanischen Halbinsel verstärkt die Bedrängnis der christlichen Minderheit im kommunistisch regierten Norden; das dortige Regime gilt als schärfster Christenverfolger weltweit. Dort befinden sich nach Schätzungen des Hilfswerks Open Doors bis zu 70.000 Christen in Straflagern, weil sie wegen ihres Glaubens als Staatsfeinde gelten. Die Spannungen mit Südkorea führen unter anderem dazu, dass Christen noch mehr Hunger leiden müssen, so der Mediendirektor von Open Doors USA, Jerry Dykstra (Santa Ana/Kalifornien). Lebensmittel würden jetzt vor allem an die Truppen geliefert.

Irak: Angst vor Selbstmordattentätern

Im Irak wappnen sich Christen vor Anschlägen muslimischer Terroristen an Weihnachten. Zum Schutz würden um Kirchen in Bagdad und Mossul bis zu drei Meter hohe Betonmauern errichtet, so das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“. Außerdem würden Polizeikontrollen mit Körperscannern zum Erkennen möglicher Selbstmordattentäter eingerichtet. Weihnachtsgottesdienste werden fast nur in bewachten Kirchen gefeiert. Ohnehin fliehen Christen zu Tausenden vor Anschlägen ins Ausland oder in den kurdischen Norden des Irak. Doch auch dort sind sie nicht sicher. Mindestens die Hälfte der auf bis zu 1,4 Millionen Christen, deren Kirchen seit fast 2.000 Jahren im Irak beheimatet sind, ist seit der Invasion der US-Streitkräfte und ihrer Verbündeten im Jahr 2003 geflohen. Der CDU-Bundesvorstand hat die Bundesregierung aufgefordert, den Schutz verfolgter irakischer Christen vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Auch die EKD setzt sich für sie ein.

Pakistan: Evangelist verprügelt und in Brand gesteckt

In Pakistan befürchtet die christliche Minderheit ebenfalls Übergriffe. Erst im November wurde der 26-jährige Evangelist Wilson Augustine in der Provinz Punjab von sechs Muslimen überfallen und verprügelt. Danach steckten sie den bewusstlosen Mann in Brand. Er leidet immer noch unter schweren Verbrennungen. Auch führt das seit 1991 bestehende Blasphemiegesetz, das die Beleidigung des Islam, des Koran und des Propheten Mohammed unter Strafe stellt, immer wieder zu unberechtigten Anklagen von Christen. Die wegen angeblicher Gotteslästerung zum Tode verurteilte 45-jährige Asia Bibi steht in Gefahr, gelyncht zu werden.

Afghanistan: Konvertiten sollen getötet werden

In Afghanistan sind vor allem Christen muslimischer Herkunft bedroht. Wegen seines Glaubenswechsels ist der 45-jährige Said Musa seit über einem halben Jahr ohne Anklage und ohne Rechtsbeistand in Haft. Im Gefängnis wird er nach eigenen Angaben sexuell missbraucht, misshandelt und gedemütigt. Musa war am 31. Mai verhaftet worden, nachdem der Fernsehsender Noorin TV eine Taufe von Muslimen gezeigt hatte. Daraufhin forderte der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Sattar Khawasi, dass die Afghanen, die in dem Video gezeigt wurden, öffentlich hingerichtet werden sollten. Afghanistan gilt als eines der strengsten islamischen Länder. Dem Religionsgesetz, der Scharia, zufolge ist der Abfall vom Islam verboten; dafür droht im härtesten Fall die Todesstrafe.

Iran: Ayatollah warnt vor Hauskirchen

Staatliche Verfolgung müssen Christen im Iran befürchten. Revolutionsführer Ayatollah Ali Chamenei hat im Oktober erstmals vor einem Netzwerk christlicher Hauskirchen in der Islamischen Republik gewarnt. Die im Untergrund operierenden Gemeinschaften bedrohten den islamischen Glauben und verführten junge Muslime, sagte der oberste Rechtsgelehrte. Die Zahl der Konvertiten zum christlichen Glauben wird auf 250.000 geschätzt. Auf Familienangehörige inhaftierter Christen übt die Justiz Druck aus: Sie sollen die Beschuldigten dazu bringen, ihrem Glauben abzusagen. Sonst müssten sie mit einer Anklage wegen „Abfalls vom Islam“ rechnen. Darauf steht die Todesstrafe durch Erhängen.

Somalias „vergessene Opfer“

In Somalia sind Christen „die vergessenen Opfer“. Das geht aus einer Untersuchung der Menschenrechtsorganisation Minority Rights Group International (Minderheitenrechte International) hervor. In dem Land am Horn von Afrika kämpfen verschiedene Stämme um die Vorherrschaft. Religiöse Minderheiten geraten zwischen die Fronten. Außerdem wird Somalia von der radikal-islamischen Al-Shabab-Miliz heimgesucht. Sie steht mit dem Terrornetz El Kaida in Verbindung und will das Land von Christen „säubern“. In diesem Jahr wurden mindestens vier Christen von Extremisten umgebracht.

Kongo: Rebellen verüben Massaker

Im Sudan und in Nordostkongo befürchten Hilfswerke erneut gewalttätige Übergriffe der „Lord’s Resistance Army“ (Widerstandsarmee des Herrn) auf die Bevölkerung allgemein und auf Kirchen. Die aus Uganda stammende Rebellengruppe firmiert dem Namen nach als christlich, gilt aber als die brutalste Miliz in Zentralafrika. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (Menschenrechtswacht) verübten ihre Kämpfer in der Weihnachtszeit 2009 in der Makombo-Region im Nordosten des Kongo schwere Massaker. Zwischen dem 24. Dezember und 13. Januar seien 620 Menschen getötet sowie mehr als 160 Kinder entführt worden.

Sudan: Spannung vor Volksabstimmung

Im Süden Sudans wächst unterdessen die Furcht vor Gewalt vor der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des von Christen und Anhängern von Naturreligionen bewohnten Landesteils. Die 5,6 Millionen Einwohner sind aufgerufen zu entscheiden, ob sie unabhängig werden oder weiter unter der radikal-islamischen Zentralregierung in Khartum leben wollen. Das Referendum ist Teil eines Friedensabkommens, mit dem im Jahr 2005 ein 22-jähriger Bürgerkrieg beendet wurde. Er hatte über zwei Millionen Menschen das Leben gekostet.

Nigeria: Erneut Anschläge auf Christen

Im Nordosten Nigerias ist es erneut zu Anschlägen auf Christen gekommen. Verantwortlich ist nach Angeben des Generalvikars der katholischen Diözese Enugu, Oniora Ike, die militante muslimische Gruppe Boko Haram. Im Sommer 2009 hatte sie bei fünftägigen Unruhen in drei nordnigerianischen Bundesstaaten eine Spur des Todes und der Verwüstung hinterlassen. Mehr als 700 Personen wurden getötet und etwa 20 Kirchen zerstört, darunter katholische, pfingstkirchliche und andere evangelikale Gemeinden. Tausende Christen wurden vertrieben. Im Stil der afghanischen Taliban will Boko Haram das islamische Religionsgesetz im ganzen Land durchsetzen.

Indonesien: Muslimische Extremisten verhindern Gottesdienste

In Indonesien ist es in der Adventszeit bereits zu Angriffen muslimischer Extremisten auf Christen gekommen. In der Stadt Bandung verhinderten sie nach Angaben der Zeitung Jakarta Post einen Gottesdienst. In einem Wohngebiet nahe der Hauptstadt Jakarta haben Extremisten den „Heiligen Krieg“ ausgerufen. Sie verhindern seit Monaten, dass die Protestantisch-Christliche Batak-Kirche im Bezirk Bekasi Gottesdienste feiern kann. Bekasi ist ein Stützpunkt muslimischer Extremisten. Ihre Führer verlangten, dass das Religionsgesetz, die Scharia, für alle Bewohner eingeführt wird. Auch in anderen Ländern wie Vietnam und Birma sowie der Elfenbeinküste (Westafrika) befürchten Christen über Weihnachten Übergriffe.