18.12.2010

Deutschland: Religionen nicht aus dem öffentlichen Leben verbannen

Marl (idea) – Gegen die Verbannung des Religiösen aus dem öffentlichen Leben hat sich der Islam-Beauftragte der Evangelischen Kirche von Westfalen, Kirchenrat Gerhard Duncker (Bielefeld), gewandt.

Duncker sprach auf dem von Christen, Juden und Muslimen gemeinsam gefeierten „Zehnten Abrahamsfest der Religionen“ Mitte Dezember in Marl. Nach seinen Worten fordern Atheisten letztlich den „staatlich erzwungenen Rückzug der Religion“ aus dem öffentlichen Leben. Die Trennung von Staat und Religion bedeute aber nicht, dass Religion öffentlich nicht mehr vorkommen dürfe. Die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit beinhalte das Recht, sich öffentlich zu einer Religion zu bekennen. In diesem Zusammenhang widersprach Duncker allen, die meinen, der Fachbereich „Islamische Theologie“ gehöre nicht an deutsche Universitäten. Dann werde im Zuge der Gleichberechtigung bald auch die Abschaffung der evangelischen und katholischen Fakultäten gefordert. Auch wer den Bau von Minaretten ablehne, dürfe sich nicht wundern, wenn demnächst ebenso der Bau von Kirchtürmen in Frage gestellt werde.

Religionsfreiheit ist nicht Freiheit von Religionen

Gegenüber idea erläuterte Duncker, dass Religionsfreiheit „nicht Freiheit von der Religion“ bedeuten könne. Es bestehe die Gefahr, dass Argumente gegen den Islam im öffentlichen Leben von Atheisten zum „Kampf gegen das Christentum“ genutzt würden. Die Religionsausübung islamischer Gruppen in Deutschland dürfe sich aber „nicht gegen die Menschenrechte und gegen unser Grundgesetz“ richten: „Das gilt für andere Religionen und Weltanschauungen auch.“ Duncker plädierte dafür, dass islamische Theologie an deutschen Universitäten gelehrt und damit „in geordnete wissenschaftliche Bahnen gelenkt“ werden sollte. Veranstalter des Abrahamsfestes war die Christlich-Islamische Arbeitsgemeinschaft Marl in Zusammenarbeit mit den Kirchen und Moscheen der Stadt, der jüdischen Kultusgemeinde im Kreis Recklinghausen und dem Integrationsrat der Stadt Marl.