24.12.2010

Indien: Christenverfolgung an Weihnachten befürchtet

Neu Delhi (idea) – Christen werden nicht nur durch muslimische Extremisten bedroht, sondern auch durch hinduistische. So hält in Indien die Welle der Gewalt gegen die religiöse Minderheit an.

Eine extremistische Hindu-Bewegung will über Weihnachten eine große Kundgebung im Distrikt Kandhamal (Bundesstaat Orissa) abhalten, wo Christen seit Jahren besonders verfolgt werden. Diese befürchten nach Angaben der Organisation „Mission India“ (Grand Rapids/US-Bundesstaat Michigan) neue Ausschreitungen während des Christfests. Die Indische Evangelische Allianz hat während des Jahres 2010 insgesamt 149 größere gewalttätige Übergriffe auf Christen registriert; das waren fast ebenso viele wie im Vorjahr (152). Sie ereigneten sich in 18 der 28 indischen Bundesstaaten mit Schwerpunkten in Karnataka, Andhra Pradesh, Madhya Pradesh und Chhattisgarh. In diesen Bundesstaaten leben rund 2,7 Millionen Christen.

Allianz: Systematische Kampagne gegen Christen

Die weite Verbreitung ist nach Angaben des Generalsekretärs der Indischen Evangelischen Allianz, Richard Howell (Neu Delhi), ein Zeichen für eine systematische Kampagne gegen Christen. Dahinter stünden einflussreiche Organisationen, die das Gesetz umgehen könnten und Straffreiheit genössen. Noch nicht ausgestanden seien auch die Folgen der Massaker im Bundesstaat Orissa aus dem Jahr 2008. Damals hatten nationalistisch gesinnte militante Hindus etwa 120 Personen getötet, Hunderte verletzt sowie Christen aus mindestens 315 Dörfern vertrieben. Dabei wurden 252 Kirchen, 4.640 Häuser und 13 Schulen zerstört. Immer noch mangelt es an Wiedergutmachung und juristischer Aufarbeitung. Die Indische Evangelische Allianz ruft die Regierung zu verstärkten Anstrengungen zum Schutz religiöser Minderheiten auf. Von den 1,1 Milliarden Einwohnern Indiens sind 82 Prozent Hindus, zwölf Prozent Muslime und mindestens drei Prozent Christen.