20.02.2010

Türkei: Evangelische Allianz berichtet über Verstöße gegen die Religionsfreiheit

AKREF/JJ/PM - 20.02.2010 - Die Türkische Evangelische Allianz hat am 30.1.2010 einen Bericht über Verstöße gegen die Religionsfreiheit vorgelegt. Darin bemängeln sie unter anderem den fehlenden Lebensschutz von Christen, die wegen ihres Glaubens bedroht werden, die fehlenden Möglichkeiten, offiziell geistliche für ihren eigenen Bedarf in der Türkei auszubilden,  gottesdienstliche Räume zu erstellen/beziehen, sich im Sinne des Gesetzes offiziell zu organisieren, geschweige denn ihren christlichen Glauben zu bezeugen.

Das extremste Verbrechen gegen Christen war wohl die Ermordung von 3 Christen in einem christlichen Verlagshaus in Malatya 2007, 2 Türken und ein Deutscher. Als Susanne Geske, die Witwe des Deutschen, sagte, dass sie den Tätern vergibt, titelte eine weltliche Zeitung, das würde mehr predigen als 1.000 Missionare. 2009 gab es ein durch Hass motiviertes Verbrechen, die Entführung eines Christen in Istanbul. Ismail Aydin wurde ein Messer an die Kehle gesetzt und er wurde wegen seiner Missionstätigkeit mit dem Tod bedroht. Die Polizei konnte den Täter überreden, Aydin unverletzt freizugeben. In einem christlichen Buchladen wurde Sachschaden angerichtet.

Es ist nicht einfach, Gottesdiensträume zu bekommen. Zwar wurden durch die Annäherung an die EU einige Verbesserungen eingeführt, so dass es jetzt im Flächenwidmungsplan statt „Moschee“ neutral „Gottesdienststätte“ heißt, praktisch ist es jedoch schwierig eine solche für Nichtmoslems zu errichten. Schuld sind Gesetze und die negative Haltung der Beamten. Viele Beamte glauben, dass man allen nicht islamischen Gemeinschaften entgegen treten muss, denn nach der Auffassung des Mannes von der Straße ist ein Türke einfach Moslem.

Mission wird, obwohl nach dem Buchstaben des Gesetzes die Verbreitung auch nicht islamischer Glaubenslehren gestattet ist, als „illegale Aktivität“ gesehen. Als am 16. September 2009 in Ankara drei Protestanten verhaftet wurden, weil sie jemand angezeigt hatte, dass sie über Jesus und die Bibel gesprochen hatten, mussten die von ihrem Anwalt begleiteten Gemeindeglieder die Polizei überzeugen, dass das nicht mehr verboten ist. Nach der Klarstellung wurden die Verhafteten freigelassen. In Schulbüchern wird Missionstätigkeit allerdings nach wie vor als „nationale Bedrohung“ bezeichnet.

Die generelle soziale Intoleranz gegen Moslems hält an, seit den Morden von Malatya sind allerdings deutlich weniger Hetzartikel in großen Zeitungen erschienen. Diese gibt es unverändert in Regionalzeitungen und im Internet. Bei einer Meinungsumfrage erklärten 66 % der Befragten, dass man es Angehörigen anderer Religionen als des Islam nicht erlauben sollte, ihre Ideen durch öffentlich zugängliche Versammlungen zu verbreiten. Fast genau so viele meinten, dass man ihnen die Herausgabe von Büchern über ihre Ansichten verbieten sollte.

Die Vereinigung der protestantischen Kirchen in der Türkei (entspricht unserer Evangelischen Allianz) ist im Gespräch mit den Behörden.