15.01.2010

Ägypten: Wort von Landesbischofs Frank Otfried July

zur Solidaritätsdemonstration für ägyptische Christen am 16. Januar 2010 „Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“

Ägypten: Wort von Landesbischofs Frank Otfried July

zur Solidaritätsdemonstration für ägyptische Christen am 16. Januar 2010

„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“

 

 

 

Liebe Brüder und Schwestern der koptischen Kirche, liebe Mitchristen, sehr geehrte Damen und Herren,

15.01.2010 -  mit großer Trauer haben wir von den Morden an Christen im ägyptischen NagHamadi am 6. Januar gehört. Am Fest der Liebe und der Versöhnung Gottes mit der Welt und den Menschen haben sich Gewalt und Hass den Weg gebahnt und Verzweiflung, Angst und Trauer hinterlassen. Ihre Kirche in Ägypten und unsere Kirche in Württemberg sind Glieder an dem einen Leib Jesu Christi. Als solche Glieder möchte ich Ihnen sagen, dass wir mit Ihnen leiden und Ihre Trauer teilen. In unseren  Gebeten bringen wir die Getöteten, die Angehörigen der Getöteten und die Verwundeten vor Gott. Zugleich bitten wir Gott um Einsicht und Vergebung, wo jetzt unter Menschen Verblendung und Bitterkeit regieren.

Als Bischof der württembergischen Landeskirche sehe ich es als meine und unsere Pflicht als Christen an, die Stimme für die Christen in Ägypten zu erheben und vom ägyptischen Staat Recht zu fordern. Wir setzen uns für Religionsfreiheit und Menschenrechte in unserem Land und weltweit ein. Besonders wir in Stuttgart haben durch die Verbindung nach Kairo als Partnerstadt eine hervorgehobene Verantwortung. Ich konnte im vergangenen Jahr mit einer Delegation Ägypten besuchen und habe dort Gespräche auch mit verantwortlichen Politikern geführt. Deshalb treffen mich die Meldungen über eine gestiegene Zahl von Anschlägen und Ausschreitungen gegen Christen und der fürchterliche Anschlag am orthodoxen Christfest in besonderer Weise.

Wir stellen uns hinter unsere Brüder und Schwestern in Ägypten und rufen die Verantwortlichen in Ägypten dazu auf, jeder Form der Diskriminierung entgegenzuwirken und die Religionsfreiheit der koptischen Glaubensgeschwister zu gewährleisten. Wir unterstützen die koptische Kirche und verantwortliche Politiker insbesondere in ihren Forderungen nach konsequenter Verfolgung von Verbrechen auch an Christen, Wegfall diskriminierender gesetzlicher Regelungen, Schaffung einer einheitlichen gesetzlichen Regelung für den Neubau von Moscheen und Kirchen und verlangen mit ihnen den Schutz der persönlichen, religiösen Selbstbestimmung. Mit der Bitte um Aufklärung werde ich mich auch persönlich an den ägyptischen Religionsminister wenden.

„Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit“, (1 Kor 12,26)

Der dreieinige Gott des Friedens und der Versöhnung segne uns alle.

Landesbischof Dr. h.c. Frank Otfried July