02.11.2010

Irak: Hunderte trauern in Bagdad nach Geiseldrama

Einen Tag nach der blutig beendeten Geiselnahme in einer christlichen Kirche haben in der irakischen Hauptstadt Bagdad Hunderte von Menschen einer Trauerfeier beigewohnt. Bei der Geiselnahme sind über 50 Personen getötet worden.

(afp) Nach dem blutigen Geiseldrama in einer christlichen Kirche in Bagdad haben am Dienstag Hunderte von Menschen Abschied von den mehr als 50 Todesopfern genommen. Rund 700 Personen, darunter auch Vertreter der Regierung und Angehörige aller im Irak vertretenen Religionsgemeinschaften, nahmen an der Trauerzeremonie in der irakischen Hauptstadt teil.

Die Hand des Teufels
Die getöteten Christen seien in die Kirche gekommen, um zu Gott zu beten, sagte der Patriarch der chaldäischen Kirche, Kardinal Emmanuel III. Delly, als höchster irakischer Christen-Vertreter. Stattdessen sei an diesen Ort die «Hand des Teufels» gekommen.

Bei der Geiselnahme und ihrer anschliessenden blutigen Beendigung durch die Sicherheitskräfte wurden nach Angaben des irakischen Innenministeriums 53 Personen getötet – 46 Gläubige und sieben Sicherheitskräfte. Mindestens 60 weitere Gläubige wurden verletzt.

Schwerbewaffnete und in Uniformen gekleidete Kämpfer waren am Sonntagabend in der irakischen Hauptstadt während des Gottesdienstes in die syrisch-katholische Kirche im Stadtteil Karrada eingedrungen und hatten die dort Versammelten in ihre Gewalt gebracht. Zu der Tat bekannte sich ein Ableger des Terrornetzwerks al-Kaida im Irak.

Bereits einmal Ziel von Angriffen

Christen im Irak werden immer wieder Ziel von Gewalttaten. Ende 2008 wurden bei einer Anschlagsserie 40 Christen getötet; die nun betroffene Kirche war bereits 2004 zusammen mit weiteren christlichen Einrichtungen in Bagdad Ziel von Angriffen gewesen.

Ungeachtet dessen betonte Patriarch Emmanuel III. bei der Beerdigungszeremonie, dass Christen im Irak «keine Angst vor dem Tod oder vor Bedrohung» hätten. «Wir sind die Söhne dieses Landes und wir werden hier Hand in Hand mit unseren muslimischen Brüdern bleiben, um den Namen des Iraks preisen», sagte der Patriarch.

Versprechungen der Regierung

Die irakische Regierung kündigte am Dienstag Konsequenzen für die verantwortlichen Sicherheitskräfte im Umfeld der Unglückskirche an. Sie sicherte zudem zu, die Behandlung der Verletzten zu übernehmen, die Familien der Opfer zu entschädigen sowie für den Wiederaufbau der Kirche aufzukommen.

NZZ Online