03.11.2010

Irak: Trauer in Bagdad

(Open Doors) - Bitte beten Sie für die Verletzten und die Angehörigen der bei der blutigen Geiselnahme in der irakischen Hauptstadt getöteten Menschen. Am Abend des 31. Oktobers drangen Terroristen in die syrisch-katholische Sajjidat-al-Nadscha-Kirche im Karrade-Viertel von Bagdad ein und nahmen die Gottesdienstbesucher als Geiseln. Die Christen hatten sich gerade zu einer Abendmesse versammelt. Als Polizisten die Kirche stürmten, zündeten die Geiselnehmer ihre Sprengstoffgürtel. Berichten zufolge starben über 60 Menschen, viele wurden verletzt. Unter den Opfern sollen auch Kinder und schwangere Frauen sein. Auch mehrere Geiselnehmer sowie Angehörige der Sicherheitskräfte kamen um. Wie Augenzeugen berichteten, riefen die Extremisten immer wieder "Allahu akbar" (Allah ist größer). Auf islamistischen Internetseiten war ein Bekennerschreiben der Al Kaida nahen Gruppe "Islamischer Staat" aufgetaucht.

Irakische Christen in Angst

Die blutige Geiselnahme hat die christliche Gemeinschaft im Irak erneut in Angst versetzt. Seit langem beklagen irakische Christen, dass sie schutzlos den Übergriffen von Extremisten ausgesetzt sind. Fast zwei Drittel der Christen sind schon aus dem urbiblischen Land u.a. in Nachbarstaaten geflohen. Viele haben auch Schutz im relativ sicheren Autonomen Gebiet Kurdistan im Norden des Landes gesucht. Während Anfang der 1990er Jahre noch etwa 850.000 Christen im Irak lebten, waren es im Jahr 2003 nur noch 550.000 Gläubige.

Heute sind die schätzungsweise 385.000 Christen der Verfolgung krimineller Banden und radikaler Islamisten ausgesetzt, die scheinbar den Irak von "Ungläubigen reinigen" wollen. Sie führen einen brutalen Kampf gegen Christen, die sie als Verbündete des Westens ansehen. Seit fast 2000 Jahren leben Christen im Irak, also bereits lange vor der Islamisierung im 7. Jahrhundert. Die Meldungen über Einschüchterungen, Demütigungen, Entführungen, Folter, Vergewaltigungen und Zwangsverheiratungen von Christinnen oder die Zerstörung von Kirchen reißen nicht ab.