06.11.2010

Indien: Christen in Orissa vor Obama Besuch

Kampf gegen religiöse Intoleranz und Gewalt der extremistischen Hindu-Gruppe tut Not

Indien: Christen in Orissa vor Obama Besuch

 

Kampf gegen religiöse Intoleranz und Gewalt der extremistischen Hindu-Gruppe tut Not

 

ORISSA, 6. November 2010 (ZENIT.org).- Die Christen in Orissa wünschen sich vom US-amerikanischen Präsidenten Barak Obama anlässlich seines Besuchs in Indien, der morgen beginnt und bis zum 8. November dauern wird, dass er bei den Gesprächen mit den hohen Regierungsvertretern auf die religiöse Intoleranz, die Gewalt der extremistischen Hindu-Gruppen und die Diskriminierung hinweist, unter der die Dalit (die so genannten Unberührbaren) in Indien immer noch leiden.

„Die indischen Christen", so der Erzbischof von Bombay, Kardinal Oswald Gracias, „erwarten Zuspruch von Präsident Obama, was die Belange der Menschenrechte, des Pluralismus, des Dialogs und der Toleranz anbelangt". Am 7. November wird Obama, so der Vorsitzende der Indischen Bischofskonferenz, in einer katholischen Schule in Bombay das hinduistische Diwali-Fest feiern.

„Auch dies ist eine Entscheidung mit großer Symbolkraft. Wir fühlen uns durch seine Präsenz geehrt. Ich möchte betonten, dass dieses Institut, wie viele andere katholische Schulen in Indien nur zu 5 Prozent von christlichen Schülern besucht wird, während die Schülerschaft zu 60 Prozent aus Hindus und zu 35 Prozent aus Muslimen besteht. Hier wird Obama mit Schülern verschiedener Kulturen, Religionen und Traditionen zusammentreffen, die die weit gefächerte und pluralistische Identität Indiens zum Ausdruck bringen. Und es wird eine Gelegenheit sein, die Botschaft der Freundschaft und des Dialogs unter Christen und Hindus zu fördern und dabei auch zu betonen, dass der Pluralismus gewahrt und die religiösen Minderheiten in Indien geschützt werden müssen", so der Kardinal weiter. „Der Besuch in einer katholischen Schule", so Kardinal Gracias zum Fidesdienst, „ist auch eine klare Anerkennung und zwar vor den Augen des ganzen Landes, der kostbaren und qualitativ hochwertigen Tätigkeit und damit des exzellenten Beitrags der christlichen Schulen im Land."

Der Besuch von Obama, so lautet der abschließende Wunsch des Kardinals, „wird vielleicht auch dazu dienen , dem Land verständlich zu machen, dass die Christen, auch wenn sie in der Minderheit leben, keine Fremden sind, wie dies einige extremistische Hindu-Gruppen glauben machen wollen, sondern dass sie vollwertige Inder sind: sie teilen das Schicksal des Landes und engagieren sich gerne und aktiv für die Entwicklung, den Fortschritt und den Frieden im Land"Der Besuch Obamas in Indien, ist „eine Gelegenheit, zur Sprache zu bringen, dass der Staat den Fanatismus radikaler hinduistischer Gruppen bremsen muss und dass Indien die Prinzipien der Harmonie und der Toleranz respektieren und die von der Verfassung garantierten Rechte gewährleisten sollte", so Erzbischof Raphael Cheenath von Cuttack-Bhubaneswar im indischen Unionsstaat Orissa, zum Fidesdienst. In Orissa findet in diesen Tagen der Prozess gegen die Verantwortlichen des Massakers an christlichen Gemeinden im Jahr 2008 statt.

„Die Christen in Indien wünschen sich, dass Präsident Obama das Thema der religiösen Intoleranz und der Übergriffe auf Christen durch hinduistische Extremisten in Orissa und in anderen Unionsstaaten anspricht", so der Erzbischof. Wenn der Fanatismus anhält, dann werden Tausende Gläubige weiters Leid ertragen müssen. Man darf nicht zulassen, dass radikale Hindu-Gruppen ihre anderen ihre Ideologie auferlegen und soziale Unruhen schüren", so Bischof Cheenath. Aus diesem Grund wünschen sich die Christen von Obama ein Eintreten für die Religionsfreiheit bei seinen Treffen mit Premierminister Manmohon Sing und dem Präsidenten Patil oder bei seiner Ansprache an das indischer Parlament.

Ein weiteres „ungelöstes Problem", das bei den Gesprächen mit den Vertretern der Behörden des Landes erwähnt werden sollte, so der Bischof, „ist die Ausgrenzung der Dalit (der so genannten Unberührbaren) und der indischen Ureinwohner (Tribals)", die insgesamt 25 Prozent der Bevölkerung ausmachen.

Außerdem „werden hinduistische Dalit bevorzugt und erhalten Privilegien, auf die die christlichen und muslimischen Dalit keinen Anspruch haben, was gegen die Verfassung verstößt", so der Erzbischof. Christliche Gruppen und Vereine wünschen sich deshalb ein Eingreifen des amerikanischen Präsidenten zur Bekämpfung der Diskriminierung der Kasten, die offizielle abgeschafft wurden, aber in der Praxis immer noch existieren. In einem offenen Schreiben an Präsident Obama hatte der All India Christian Concil (AICC) das amerikanische Staatsoberhaupt gebeten, der bei seinem Aufenthalt in Indien auch das Mahatma-Gandhi-Gedenkmonument besuchen wird, auch Bhimaro Ramji Ambedkar (1891-1956) zur würdigen, der zu den Vätern der indischen Verfassung zählt und als „Held der Unberührbaren" betrachtet wird.

Schließlich wünschen sich die Christen von Obama auch, dass er darauf hinweist, dass „in Zeiten des wirtschaftlichen Booms für das Land, dringend angemessen Maßnahmen erforderlich sind, die die soziale Gerechtigkeit fördern, da bisher große Teile der armen Bevölkerungsschichten vom Wachstum und vom Fortschritt ausgeschlossen bleiben".

ZENIT.org