10.11.2010

Pakistan Todesstrafe für Christin nach Mohammed-Blasphemie

Autor: Matthias Heine

Pakistan Todesstrafe für Christin nach Mohammed-Blasphemie

Autor: Matthias Heine

 

Weil sie sich über den Propheten Mohammed despektierlich geäußert hat, soll eine Christin in Pakistan am Galgen sterben.

Im islamischen Pakistan gibt es unter den gut 184 Millionen Einwohnern geschätzt drei Millionen Christen. Diese sind regelmäßig Opfer von Diskriminierungen und Schikanen. Wie der britische "Telegraph" (hier) berichtet, will sich die fünffache Mutter Asia Bibi jetzt an ein Appellationsgericht wenden, das das Todesurteil durch ein örtliches Gericht in Sheikhupura aufheben könnte.

Frau Bibi sitzt seit dem Juni vergangenen Jahres im Gefängnis. Sie war von der lokalen Polizei zunächst in eine Art Schutzhaft genommen worden, nachdem ein Mob, darunter auch islamische Geistliche, ihren Tod gefordert hatte. Vorangegangen war, laut "Telegraph", einige Tage zuvor ein Zwischenfall bei der gemeinsamen Feldarbeit mit anderen Frauen. Bibi war losgegangen, um Wasser zu holen. Mehrere Frauen weigerten sich, laut dem Bericht des Telegraph, das Wasser zu trinken, weil es aus den Händen einer Christin komme und somit "unrein" sei. Der Vorfall sei bereits fast vergessen gewesen, bis einige Tage später der Mob auftauchte.Die amerikanische evangelikale Seite "persecution.com" (hier) hatte allerdings im vorigen Jahr die Ereignisse so dargestellt, als hätte es tatsächlich eine Bemerkung von Frau Bibi über Mohammed gegeben. Demnach soll Bibi, deren Familie zu den drei christlichen in einem Dorf mit 1500 muslimischen Familien gehört, am 19. Juni 2009 bei der gemeinsamen Feldarbeit mit anderen Frauen für den muslimischen Großgrundbesitzer Muhammad Idrees von ihren Kollegen zum wiederholten Male bedrängt worden sein, ihrem Glauben abzuschwören. Daraufhin sei es zu einem Disput gekommen und Bibi habe gesagt, dass Christus für die Sünden aller Menschen gestorben sei, was denn Mohammed für die Menschen getan habe. Jesus lebe und Mohammed sei tot. Dann solle sie gesagt haben: "Unser Christus ist der wahre Prophet Gottes und eurer der falsche."

Daraufhin hätten die anderen Frauen Männer hinzugeholt, diese hätten Bibi eingesperrt, um ihre Bestrafung vorzubereiten. Ihr Gesicht sollte schwarz angemalt werden und dann sollte sie auf einem Esel durch das Dorf getrieben werden. Um dies zu verhindern, habe die Polizei sie schließlich in Gewahrsam genommen. "Persecution.com" gibt das Alter von Bibi auch mit 37 an, statt mit 45 wie der Telegraph.

Viele Angeklagte sterben im Gefängnis

Shahzad Kamran vom der Organisation Sharing Life Ministry, bestätigte, dass Frau Bibi von dem Mob beschuldigt wurde, schlecht vom Propheten Mohammed gesprochen zu haben. Die Blasphemie-Anzeige sei von den Polizisten, die sich zu ihrem eigenen Schutz in Haft genommen hätten, daraufhin routinemäßig aufgenommen worden. "Der Prozess hätte – eigentlich – ein eindeutiges Ergebnis gehabt: Sie war unschuldig und hat die inkriminierten Worte nicht gesagt."Pakistans Blasphemiegesetz wird häufig missbraucht, um religiöse Minderheiten - neben Christen vor allem Hindus – zu diskriminieren. Wie der Telegraph schreibt, ist in Pakistan noch nie jemand wegen Blasphemie hingerichtet worden, die meisten Verurteilten wurden von Appellationsgerichten freigelassen. Allerdings wurden etwa zehn jenes Vergehens angeklagte Menschen im Gefängnis ermordet. Möglicherweise deshalb befindet sich Frau Bibi seit über einem Jahr in Isolationshaft.

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