11.11.2010

Iran: Christen ohne Anklage in Haft

Im Iran werden mindestens 14 Christen ohne offizielle Anklage in Gefängnissen festgehalten. Ein Rechtsbeistand oder der Kontakt zu ihren Familien wird ihnen verweigert. Das berichtet das christliche Hilfswerk Open Doors.

Drei Christen sitzen im berüchtigten Teheraner Evin-Gefängnis ein. Sicherheitsbehörden nahmen am 24. Dezember 2009 Maryam Jalili, Mitra Zahmati und Farzan Matin mit zwölf weiteren inzwischen wieder freigelassenen Christen fest. Die Gruppe hatte sich in einem Privathaus 20 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Teheran zu einer Weihnachtsfeier getroffen. Nach einer Meldung des “Farsi Christian News Network” haben die Sicherheitskräfte bei der Verhaftung Computer, Bücher und andere Literatur beschlagnahmt. Auch Maryam Jalilis Schwester, Nobina Jalili, und ein weiterer Christ sind in Isfahan verhaftet worden. Laut Informationen des Nachrichtendienstes Compass Direct, unter Berufung auf einheimische Informanten, ist ihr Aufenthaltsort unbekannt.

In der südwestiranischen Stadt Shiraz sind seit dem 11. Januar sieben Christen in Haft. Sechs von ihnen sind ehemalige Muslime. Ihnen droht eine Anklage wegen Apostasie (Abfall vom Islam). Es handelt sich um: Parviz Khaladj, Mehdi Furutan, Roxana Furouyi, Behrouz Sadegh-Khanjani, Abdol Reza Ali Haghnejad, Iman Farzad und ein unter dem Namen Mahyar bekannter Mann. Festgenommen wurde auch Davoot Nejatsabet. Der am 13. Oktober in Rasht verhaftete Yousef Nadarkhani sitzt weiter im Gefängnis. 

Oft werden Christen mit muslimischem Hintergrund anderer Verbrechen bezichtigt etwa Spionage oder Störung der öffentlichen Ordnung. Nach der Scharia, dem islamischen Recht, ist Apostasie ein todeswürdiges Verbrechen. Christen werden im Iran in der Regel überwacht. Oft kommt es zu Verhaftungen, die Christen werden meist ohne Prozess ins Gefängnis gesteckt und gefoltert. Christen, die aus dem Islam konvertierten, ist das Praktizieren ihres neuen Glaubens gesetzlich verboten. Auf dem Open Doors-Weltverfolgungsindex belegt der Iran Platz 2 der Liste der Länder, in denen Christen aufgrund ihres Glaubens am stärksten verfolgt werden.

Hintergrund: Das iranische Regime brachte in der Vergangenheit auch Priester und Bischöfe um, um Oppositionsgruppen dafür verantwortlich zu machen und so noch mehr Unterdrückung zu rechtfertigen. Religionsminderheiten werden im Iran schon seit dem bestehen des klerikalen Regimes immer wieder unterdrückt. Quelle: factum, iz – www.iranzukunft.org

Inhaftierten Christen droht Todesstrafe

Das iranische Regime übt Druck auf Familienangehörige inhaftierter Christen aus: Sie sollen die Beschuldigten dazu bringen, ihrem Glauben abzusagen. Sonst müssten sie mit einer Anklage wegen Abfalls vom Islam rechnen. Darauf steht in der fundamentalistischen Diktatur die Todesstrafe durch Erhängen. Bei den Inhaftierten handelt es sich um den 48-jährigen Stephan Reza, seine Frau Maria und den 23-jährigen Ehsan Behrooz.

Sie waren am 18. Juli auf dem Weg zu einem Treffen mit Christen in Bojnoord im Nordosten des Landes. In Maschhad wurden die 15 Insassen ihres Kleinbusses festgenommen und die meisten später wieder freigelassen, weil sie dem Christentum abgeschworen hatten. Die drei Beschuldigten weigern sich bis heute, entsprechende Erklärungen zu unterschreiben.

Wie der Informationsdienst Farsi Christian News Network (FCNN) jetzt berichtet, wurden die Familienangehörigen zum Gericht zitiert. Dort habe man ihnen eröffnet, dass es bisher nicht gelungen sei, die Inhaftierten zum Abschwören vom christlichen Glauben zu bewegen. Dies geschieht FCNN zufolge durch Einzelhaft und Folter. Die Angehörigen sollten bei Gefängnisbesuchen die Inhaftierten Überreden, sich wieder dem Islam anzuschließen. Wenn sie sich nicht kooperativ zeigten, drohe ihnen eine Verurteilung wegen Apostasie. Im Iran stehen insbesondere Christen unter Druck, die vom Islam konvertiert sind. Ihre Gesamtzahl wird auf 250.000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150.000 meist orthodoxe armenische und assyrische Christen. Quelle: Zenit – www.iranzukunft.org und www.koptisch.wordpress.com