19.11.2010

Uganda: Ein christliches Radio rettet Kindersoldaten

"Radio Wa" will Mut machen

Uganda: Ein christliches Radio rettet Kindersoldaten

"Radio Wa" will Mut machen

"Wir lieben dich, Robert, komm zurück nach Hause! Deine Eltern und Geschwister" – so oder ähnlich lauten Botschaften, die im Kinderprogramm des katholischen Senders "Radio Wa" in der Diözese Lira im Norden Ugandas gesendet werden. Sie richten sich an Kinder, die von den Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) entführt und als Kindersoldaten missbraucht worden sind. Viele der überlebenden Kinder wagen sich nicht mehr nach Hause, weil sie von den Rebellen gezwungen wurden, in ihren Heimatdörfern Menschen, manchmal sogar nahe Familienangehörige, zu verstümmeln oder zu töten sowie Häuser niederzubrennen. Diesen Kindern will die Kirche mit "Radio Wa" Mut machen, zu ihren Familien heimzukehren.

So berichten im Kinderprogramm ehemalige Kindersoldaten über ihr neues Leben, um ihre Leidensgenossen zu ermutigen. Diese Sendungen werden im Busch gehört und im Laufe der Zeit sind mehr als 1.500 Kindersoldaten aus der Gefangenschaft geflohen. "Radio Wa" hatte ihnen geholfen, an ein neues Leben zu glauben. Die Rebellen waren darüber so wütend, dass sie den Radiosender im September 2002 angriffen und in Brand steckten. Aber der Sendemast blieb erhalten, und "Unser Radio" - wie "Radio Wa" übersetzt heißt – sendet bis heute seine Programme, die zu Frieden und Versöhnung in Uganda beitragen wollen.

Mehr als zwanzig Jahre lang wütete im Norden Ugandas ein blutiger Konflikt zwischen den LRA-Rebellen unter der Führung von Joseph Kony und den Regierungstruppen. Viel Versöhnungsarbeit, Heilung und Wiederaufbau ist dort immer noch nötig. Denn der lange Konflikt in Uganda zählt zu den schlimmsten Bürgerkriegen Afrikas. Zeitweise lebte aus Angst vor Entführungen und Massakern mehr als die Hälfte der Bevölkerung Nordugandas in Flüchtlingscamps. Schätzungen gehen von 2 Millionen Vertriebenen aus. 30.000 Kinder sollen als Kindersoldaten in den Busch verschleppt worden sein. Seit 2008 ist die Situation stabil, aber ein offizielles Friedensabkommen scheiterte, da Joseph Kony zur Vertragsunterzeichnung nicht erschien. Als eine Bedingung für die Friedensgespräche nannte er übrigens, dass das Kinderprogramm von "Radio Wa" vom Sender genommen werden solle – so ernst haben die Rebellen das Programm genommen.

Obwohl "Radio Wa" sowohl personell als auch materiell mehr als bescheiden ausgestattet ist, leistet es der Bevölkerung wertvolle Dienste. So gibt es zum Beispiel jede Woche ein Hörspiel, in dem wichtige Themen wie AIDS, häusliche Gewalt, Ehe und Familie, Alkoholismus, die Rückkehr aus den Flüchtlingslagern, der Aufbau eines neues Lebens nach dem Krieg, die Suche nach Versöhnung oder ähnliches auf unterhaltsame Weise, aber auf der Grundlage der kirchlichen Lehre und der Werte des Evangeliums behandelt werden. Außerdem gibt es eine Sendung, die über die Gefahren von Hexerei aufklärt. Ehemalige Hexenmeister erzählen hier, mit welchen Tricks sie die Menschen betrogen haben. Dieses Thema ist umso wichtiger, als es gerade in jüngerer Zeit im Rahmen "magischer Rituale" immer wieder zu Opferungen von Kindern kommt. Den Menschen wird weisgemacht, dass damit Wohlstand erreicht werden könnte. Besonders die Ausbreitung von AIDS führt dazu, dass manche Menschen wieder an Hexerei zu glauben beginnen. Sie denken, die tödliche Krankheit sei ihnen angehext worden oder durch einen Fluch entstanden. Der Sender realisiert außerdem Außenübertragungen. Damit können Gottesdienste oder andere Veranstaltungen direkt übertragen werden. Zurzeit wird in einem Umkreis von 200 Kilometern gesendet, und zahlreiche Menschen profitieren von den Radiosendungen.

Bislang arbeiten die Mitarbeiter des Radios noch mit altmodischen Mitteln: Die Texte für die Radiosendungen werden mit Bleistift oder Kugelschreiber zu Papier gebracht, und auch für die Aufnahme und Speicherung der Sendungen ist die Technik veraltet. All das macht die Arbeit mühsam, zeitaufwendig und damit teuer. Mit Computern wäre es wesentlich einfacher, Sendungen zu bearbeiten. Außerdem wünscht sich Bischof Franzelli, dass die Mitarbeiter besser ausgebildet werden, damit der Radiosender den Menschen in Norduganda noch mehr geben kann, als er es ohnehin schon tut. Aber die Diözese gehört zu den ärmsten in ganz Uganda, und so lebt auch der Radiosender gewissermaßen "von der Hand in den Mund".

Das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not" hilft, die Ausstattung des Senders und die Ausbildung der Mitarbeiter zu verbessern.

www.kircheinnot.at