24.11.2010

Pakistan: Christen nach der Flut im Nachteil

Ein Bericht über die Lage der Christen in der Stadt Jacobabad

Pakistan: Christen nach der Flut im Nachteil

Ein Bericht über die Lage der Christen in der Stadt Jacobabad

 

gw. Am 10. August hatten die Behörden große Landstriche im Gebiet in der Nähe der Stadt Jacobabad (Provinz Sindh) künstlich geflutet, um ein Wegbrechen der Dämme zu verhindern. Zuvor waren die Bewohner der Stadt gewarnt und zur Flucht ermutigt worden. Fast alle folgten dem Aufruf und ließen ihre Wohnhäuser zurück. Kurz darauf ergoss der Indus seine Flutwasser über Felder und Straßen. Mehrere Dörfer und ganze Teile von Jacobabad versanken. Als erstes zerfielen die Lehmhütten der ärmsten Bewohner. Viele gehörten den in dieser Gegend ansässigen christlichen Familien.

Flucht und Rückkehr ins Ungewisse

Sudeer Masih, ein christlicher Bewohner von Jacobabad, berichtet uns: “Wir verkauften unseren Hausrat, um die Fahrt in höher gelegene Gebiete zu finanzieren”. Angesichts der Notlage erhöhten Transportunternehmen ihre Preise und verlangten teilweise das Zehnfache einer normalen Fahrt. Pfarrer Yousaf Masih, dessen Baptistenkirche in Jacobabad von der Flut schwer beschädigt wurde, ergänzt: “Viele Gemeindemitglieder waren gezwungen, ihren Besitz zu Schleuderpreisen zu verkaufen und zusätzlich noch Kredite aufzunehmen, um sich und ihre Familien zu retten.”

In den Monaten August und September lebten die Flüchtlinge bei Freunden und Verwandten, manche reisten mehrere hundert Kilometer weit, bis sie ein Dach über dem Kopf erhielten. “Als wir zurückkamen”, klagte Babar Masih, ein anderer christlicher Einwohner von Jacobabad, “hatten Plünderer alles, was nicht niet- und nagelfest war, aus den Häusern der geflüchteten Familien weggenommen”.

Das Wasser ist in der Stadt Jacobabad nicht ganz so hoch gestiegen wie befürchtet. Doch immer noch bedeckt eine knietiefe braune Brühe die Weideflächen, die meisten Rinder sind in den Fluten umgekommen. Schätzungen zufolge wird es noch mindestens sechs Monate dauern, bis die Felder wieder zum Vorschein kommen. Die Erntearbeiter, unter ihnen auch viele Christen, haben während dieser Zeit keine Verdienstmöglichkeiten.

Christen im Stich gelassen

CSI-Mitarbeiter im Katastrophengebiet bestätigten, was zuvor bereits der Leiter der katholischen Kirche von Peshawar, Bischof Humphrey Peters, beklagt hatte. Christen werden von lokalen Behörden im Stich gelassen.

Berichte aus den Provinzen Sindh und Punjab, die uns Ende September erreichten, machen deutlich, dass mehr als zwei Monate nach Beginn der Flutkatastrophe immer noch keine internationale und auch nur völlig ungenügende staatliche Hilfe bei den hilfsbedürftigen Christen angekommen ist. Ein Bewohner berichtet: “Wir haben beim Bezirksverantwortlichen um Lebensmittel gebeten. Einige Tage lang erhielten wir eine gekochte Mahlzeit, dann nichts mehr. Auf unsere erneute Bitte gab es noch einmal zehn Kilo Mehl, das hat für eine Woche gereicht. Dann war Schluss, jetzt kämpfen wir ums Überleben”. In verschiedenen anderen Regionen wurden Hilfslieferungen an Christen oft an die Bedingung geknüpft, sich zum Islam zu bekennen.

Am 1. Oktober 2010 verteilten Vertreter von CSI Lebensmittelpakete an 104 Familien in Jacobabad. Sie enthielten unter anderem Weizenmehl, Sonnenblumenöl, Trinkwasser, Reis und Kartoffeln. Die Mehrzahl der Hilfsempfänger sind einheimische Christen, die sich von der Solidarität ihrer Glaubensgeschwister in der Schweiz tief beeindruckt zeigen. “Jesus ist der Kern meines Lebens. Ich glaube an ihn”, sagt der Dorfbewohner Pervaiz Masih. “Er hat meine Familie vor der Flut gerettet. Ich möchte den Glaubensgeschwistern danken, dass sie über eine solche Entfernung hinweg an uns denken.”

Auch eine Mutter, die mit zwei ihrer Kinder gekommen ist, lobt die Hilfsaktion: “Während unserer sechswöchigen Flucht haben Diebe uns Einrichtungsgegenstände und Kleidung gestohlen. Die CSI-Hilfsgüter werden uns einen Monat lang weiterhelfen. Mir fehlen die Worte, um den christlichen Brüdern und Schwestern, die das organisiert haben, ausreichend zu danken. Wir werden für Euch beten”. Süssigkeiten im Hilfspaket zaubern dann sogar ein Lächeln auf die Gesichter ihrer Kinder.

www.csi-de.de