29.11.2010

Korea: Kirchen warnen vor Kriegsgefahr

Martin Schindehütte begrüßt Aufruf zur Mäßigung

Korea: Kirchen warnen vor Kriegsgefahr

Martin Schindehütte begrüßt Aufruf zur Mäßigung

 

Seoul/Hannover (idea) - Angesichts der Kriegsgefahr im geteilten Korea haben sich die evangelischen Kirchen Südkoreas gegen gemeinsame Seemanöver mit US-amerikanischen Einheiten vor der Küste Nordkoreas gewandt.

Der Nationalen Rat der Kirchen in Korea (NCCK) in Seoul warnt vor einer militärischen Eskalation und ruft die Regierungen auf, die Krise mit diplomatischen Mitteln zu überwinden. Die Kirchen fordern auch eine Rückkehr Südkoreas zur Entspannungspolitik. Die harte Linie gegenüber dem kommunistisch regierten Norden erhöhe die Gefahr eines Kriegs. Für die EKD begrüßte Auslandsbischof Martin Schindehütte (Hannover) den Aufruf zur Mäßigung. Er erinnerte daran, dass der Rat der EKD im September 2009 Nord- und Süd-Korea besucht habe. 20 Jahre nach der Öffnung der Berliner Mauer habe man auf „die gespenstische Situation an der innerkoreanischen Grenze“ hinweisen wollen, die „nach mutigen Schritten der Versöhnung“ rufe. Zum ersten Mal seit dem Waffenstillstand im Koreakrieg von 1953 war am 23. November ein Artilleriegefecht zwischen Nord- und Südkorea ausgebrochen. Dabei wurden vier Menschen auf der südkoreanischen Insel Yeonpyeong getötet. Inzwischen haben sich die Drohgebärden verstärkt. Die mit den koreanischen Kirchen verbundenen evangelischen Kirchen und Missionswerke in Deutschland rufen zu Friedensgebeten auf.

Religion: Große Unterschiede zwischen Nord und Süd

Im Blick auf die Religionsfreiheit herrschen große Unterschiede zwischen Nord- und Südkorea. Nordkorea gilt als das Land mit der schlimmsten Christenverfolgung. Nach Schätzungen werden bis zu 70.000 Christen in über 30 Arbeits- und Straflagern gefangen gehalten. Von den 23,6 Millionen Einwohnern sind offiziellen Angaben zufolge etwa 12.000 Christen, die zu vier staatlich anerkannten Kirchengemeinden gehören. Mindestens 200.000 versammeln sich im Untergrund. Hingegen ist das Christentum in Südkorea weit verbreitet. Christen können ihren Glauben ohne Einschränkung praktizieren. Von den 49 Millionen Einwohnern sind nach Angaben des nationalen Statistikamts 13,7 Millionen Christen (28 Prozent). Christliche Schätzungen gehen von einem Bevölkerungsanteil von 35 Prozent aus.