06.10.2010

Pakistan: Christen und das Blasphemiegesetz

Frei nach 14 Jahren Haft ohne Gerichtsverfahren wegen „Blasphemie“

Pakistan: Christen und das Blasphemiegesetz

Frei nach 14 Jahren Haft ohne Gerichtsverfahren wegen „Blasphemie“

Lahore: Nach 14 Jahren Haft ordnete der Oberste Gerichtshof Pakistans gestern die Freilassung von Zaibul Nisa an. Die heute 60jährige Frau war 1996 unter Blasphemieanklage inhaftiert worden. 14 Jahre lang wurde sie ohne Gerichtsverfahren im Gefängnis von Lahore festgehalten. Ihr war vorgeworfen worden, den Koran verunehrt zu haben. Beweise wurden nie vorgelegt. Der Fall wurde wegen des in Pakistan geltenden Anti-Blasphemiegesetzes zum Schutz des Islam möglich, denen vor allem die nicht-islamischen Minderheiten, darunter besonders auch die Christen zum Opfer fallen.

Der Präsident des Obersten Gerichtshofs, Khawaja Mohammad Sharif, gab bekannt, die Enthaftung der Frau angeordnet zu haben und bestätigte, daß gegen sie “keine Beweise gefunden werden konnten”. Er äußerte sein “Bedauern” für die lange und ungerechte Haft. Zaibul Nisa war in der Stadt Rawat, nahe der pakistanischen Hauptstadt Islamabad verhaftet worden. Ein Nachbar behauptete, gesehen zu haben, wie sie den Koran entehrt habe. Aftab Ahmad Bajwa, ihr heutiger Rechtsanwalt, erklärte, daß damals “niemand, nicht einmal ihre Familienangehörigen, den Haftbefehl beanstandeten. Sie wurde ins Gefängnis gesteckt und von allen vergessen”. Die Polizei verhaftete sie 1996 auf der Grundlage des berüchtigten Blasphemiegesetzes. Es findet sich als Artikel 295, Komma B und C im pakistanischen Strafgesetzbuch und sieht lebenslange Haft vor für alle, die den Koran beleidigen.

Wer den Propheten Mohammed beleidigt, wird mit dem Tode bestraft. Meist werden interessengeleitete und falsche Anklagen erhoben, häufig gegen die christliche Minderheit oder auch aus Rache oder zur Bereicherung. Jeder Fall, der bekannt wird, ruft wütende Massen auf die Straße, die an den angeblichen Tätern Selbstjustiz üben möchten. Das könnte ein Grund dafür gewesen sein, weshalb die Familie von Zaibul Nisa schwieg. Erst vergangene Woche wurden zwei Brüder ermordet, beide Christen, einer ein protestantischer Pastor, als sie das Gerichtsgebäude verließen. Auch sie waren wegen der Blasphemie beschuldigt worden und wurden an jenem Tag aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Die Christen Pakistans fordern die ersatzlose Streichung des berüchtigten Blasphemiegesetzes seit dessen Einführung im Jahr 1985
Quelle: www.katholisches.info

Pakistan: Christin und sechsfacher Mutter droht Todesstrafe – Fünf junge Christen auf der Flucht

Lahore: Fünf junge Christen mussten vor muslimischen Extremisten aus der pakistanischen Stadt Lahore fliehen. Ihnen wird vorgeworfen, ein Spruchband mit Koranversen „geschändet“ zu haben. Zusätzlich droht den jungen Christen eine Strafverfolgung aufgrund des umstrittenen pakistanischen Blasphemiegesetzes. Der Vorfall ereignete sich in einem aufgeheizten Klima. In der ostpakistanischen Stadt Lahore wird am 26. Mai vor Gericht das Blasphemieverfahren gegen Martha Bibi abgeschlossen. Sollte die Frau verurteilt werden, droht ihr die Todesstrafe. Die 45jährige Christin Martha Bibi, Ehefrau und Mutter von sechs Kindern, steht unter Anklage, laut Art. 295 C des pakistanischen Strafgesetzbuches den Propheten Mohammed beleidigt zu haben. Der Fall geht auf den 22. Januar 2007 zurück. Laut Angaben von Asianews handle es sich um eine Falschanzeige durch einen Moslem, der dem Ehepaar Bibi Geld für von ihnen geliefertes Baumaterial schuldete. 

Martha Bibi nahm an den bisherigen Gerichtsverhandlungen verschleiert teil, um sich Angriffen durch moslemische Extremisten zu schützen. Sohail Johnson, der Koordinator von Sharing Life Ministry Pakistan (SLMP) ruft die Christen auf der ganzen Welt auf, für den „Schutz von Martha Bibi“ zu beten. Die fünf jungen Christen Shoaib Ilyas, Chaman Ashraf, Ashar Masih, Neeta Masih e Sunny mussten aus ihren Häusern fliehen und die Stadt verlassen, um ihr Leben vor einem aufgebrachten Mob muslimischer Extremisten zu retten. Auch ihnen droht eine Anklage nach dem Blasphemiegesetz und bei einer Verurteilung lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe. Am 30. April riss ein heftiger Wind ein an Holzstangen befestigtes Spruchband mit Koranversen herunter. Einer der jungen Christen hob das Spruchband auf und übergab es einem Moslem, der sich in der Nähe befand. Dieser beschuldigte jedoch später den Überbringer und dessen Freunde, das Spruchband „profaniert“ zu haben. Laut Angaben von Sohail Johnson seien die jungen Christen zu Sündenböcken für das aufgeheizte Klima zwischen der unduldsamen islamischen Mehrheit und der kleinen christlichen Minderheit in der Stadt geworden. Die Christen Pakistans fordern seit langem die Abschaffung der willkürlich gegen sie einsetzbaren Blasphemiegesetzgebung.

Pakistan: Christen werden wie Tiere behandelt – internationales Eingreifen notwendig

Lahore: “In Pakistan leiden Christen darunter, daß ihr Leben täglich in Gefahr ist. In einigen Landesteilen werden Christen wie Tiere behandelt, sie werden als Sklaven gehalten und sind Opfer von Misshandlungen, Gewalt und Zwangsbekehrungen”, so P. John Shakir Nadeem, Sekretär der Kommission für Soziale Kommunikationsmittel der Pakistanischen Bischofskonferenz, Direktor von Radio Veritas und Intendant des Fernsehsenders Rabita Manzil mit Sitz in Lahore. Er erklärt, daß dies vor dem Hintergrund einer zunehmenden Islamisierung und der Verbreitung fundamentalistischer Gruppen stattfindet und im Kontext eines gesetzlichen Rahmens, der Diskriminierung und Verfolgung legitimiert und einer schwachen Regierung, die sich dem Druck der Extremisten ausgesetzt sieht. Dabei fordert er mit Nachdruck, daß die “Menschenrechtsfrage in die Tagesordnung der Gespräche zwischen den USA und Pakistan in Washington aufgenommen werden”. “Das Phänomen der Entführung von christlichen Mädchen (wie bei den jüngsten Fällen von Shazia und Kiran George), die unter Todesdrohungen aus ihren Familien verschleppt werden, ist weit verbreitet. Auf die Entführung folgen oft Ehe und Zwangsbekehrung. Dies wird zwar von vielen Nichtregierungsorganisationen kritisiert, aber von den Institutionen ignoriert”, so der Geistliche weiter (Quelle: Fides).

Christ wegen “Blasphemie” gegen den Islam zum Tode verurteilt

Karatschi: Der Christ Qamar David wurde in Pakistan unter Blasphemieanklage zum Tode verurteilt. Das Urteil wurde am 25. Februar verhängt. Dem Mann wird vorgeworfen, “die Gefühle der Moslems beleidigt” zu haben. Ein mitangeklagter Moslem wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. David war 2006 von der Polizei verhaftet worden, obwohl keine konkreten Beweise gegen ihn vorgelegt werden konnten. Das Bezirksgericht von Karchi sprach den Christen schuldig, weil er “blasphemische Ausdrücke” über den Propheten Mohamed und den Koran geäußert habe. Wie die pakistanische Tageszeitung Dawn berichtet, habe Qamar David eine Sim-Card für Mobiltelefone besessen, von der aus den Islam beleidigende SMS-Nachrichten verschickt worden seien. 

Laut Angaben von Asianews sei die Sachlage zugunsten des Angeklagten gewesen. Die Anklage habe lediglich auf Gerede beruht. Ein Mitangeklagter islamischen Glaubens sei entsprechend freigesprochen worden. Christian Solidarity Worldwide (CSW) berichtet, daß das Todesurteil das Ergebnis von “Einflußnahme und Vorurteilen” sei. “Druck von außen” auf das Gericht habe im Verfahren und beim Zustandekommen des Urteils eine “entscheidende Rolle” gespielt, so CSW. Das Todesurteil habe “tiefgreifende Besorgnis” unter den christlichen Gemeinschaften Pakistans ausgelöst, so CSW. Qamar David aus Lahore arbeitete bis zu seiner Verhaftung in einer Krankenhausmensa in Karatschi. Die SMS-Nachrichten seien eine “spontane Reaktion” auf Angriffe auf christliche Kirchen durch islamische Fundamentalisten gewesen. Sowohl er als auch sein Anwalt Parvez Choudry waren mehrfach Opfer von Mordanschlägen und Morddrohungen durch Islamisten. Stuart Windsor, Direktor von CSW-Pakistan erklärte: “Das alarmierende Urteil macht eine Abschaffung der Blasphemiegesetze um so notwendiger. Sie sind ein gefährliches Mittel in den Händen jenen, die die religiösen Minderheiten verfolgen und diskriminieren wollen”
Quelle: Asianews/GN