08.10.2010

Malediven: Christin musste von Insel fliehen

Schüler warfen der Lehrerin christliche Mission vor

Malediven: Christin musste von Insel fliehen

Schüler warfen der Lehrerin christliche Mission vor

(Open Doors) – In der Regel drehen sich die Berichte über die Malediven um Luxushotels, Badespaß und Taucherglück. Außerdem sind die 1.196 Inseln des Staates im Indischen Ozean stark vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Experten befürchten, dass die Malediven in einigen Jahrzehnten im Meer versunken sein könnten.

 

Doch kaum wird darüber berichtet, dass das Land mit seinen 309.000 Einwohnern seit Jahren zu den zehn Staaten gehört, in denen Christen weltweit am stärksten verfolgt werden. Auf dem Open Doors-Weltverfolgungsindex 2010 belegt es Platz 5. Der Islam ist Staatsreligion und die geltende islamische Rechtsprechung (Scharia) verbietet es den Bürgern, ihre Religion frei zu wählen oder zu wechseln. Folglich verliert ein zum christlichen Glauben konvertierter Muslim sein Bürgerrecht. Offiziell wird behauptet, die einheimische Bevölkerung sei zu 100 Prozent muslimisch. Die wenigen einheimischen Christen halten ihren Glauben aus Angst vor Verfolgung geheim. Unter den 70.000 ausländischen Gastarbeitern im Land gibt es viele Christen. Ihnen wird offiziell erlaubt, ihre nicht-muslimische Religion zu praktizieren, wenn auch nur in den eigenen vier Wänden. Doch das Evangelium an Muslime weiterzugeben ist unter Strafe verboten.

 

Geographiestunde mit Folgen

 

Geethamma George lebte seit drei Jahren auf der Insel Foakaindhoo des Shaviyani-Atolls und arbeitete dort als Lehrerin an einer staatlichen Schule. Geboren und aufgewachsen ist sie in Indien im Bundesstaat Kerala. Geethamma George unterrichtet u.a. Geographie. Sie liebt es, den Kindern die Welt zu erklären. Doch am 29. September sollte sich das Leben der Christin grundlegend ändern: Die Himmelsrichtungen standen auf dem Lehrplan und Lehrerin George zeichnete zur besseren Erklärung eine Windrose an die Tafel. Leider missverstanden einige Kinder, die schlecht Englisch konnten, die Zeichnung. Sie sahen darin eher ein Kreuz, das Symbol der Christen, und beschwerten sich darüber bei ihren Eltern. George wolle sie christlich missionieren, sagten sie.

 

Flucht von der Insel

 

Am Abend stürmte eine Gruppe aufgebrachter Eltern in die Schule und beschuldigte die Lehrerin, das "Christentum zu predigen". Zur Klärung setzte die Schulleitung ein Untersuchungskomitee ein, was zu dem Schluss kam, George habe tatsächlich nur eine Windrose gezeichnet. Doch die Eltern ließen sich nicht besänftigen und drohten damit, Geethamma George zu fesseln und von Foakaindhoo wegzubringen. Um einem gewaltsamen Übergriff zuvorzukommen, brachten Polizisten die Frau unverzüglich auf eine andere Insel. Nie wieder könne die Lehrerin zurückkehren, hieß es.