08.10.2010

Sudan: "Christen werden Kakerlaken genannt"

Veranstaltung im Europäischen Parlament über Christenverfolgung

Sudan: "Christen werden Kakerlaken genannt"

Veranstaltung im Europäischen Parlament über Christenverfolgung

BRÜSSEL, 8. Oktober 2010 (ZENIT.org).-Über die schwierige Lage der Christen im Vorfeld des Referendums über die mögliche Teilung des Sudan hat Bischof Edward Hiiboro Kussala aus der Diözese Tombura-Yambio bei einer Veranstaltung des Europäischen Parlaments in Brüssel gesprochen.

Die Christen, die vorrangig im Süden des Sudan lebten, würden in den muslimisch geprägten nördlichen Landesteilen kaum beachtet und sogar als Kakerlaken bezeichnet, so Kussala. Bei der internationalen Tagung über die weltweite Christenverfolgung, in Brüssel, die von der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE), den Europäischen Konservativen und Reformisten vorbereitet worden war,  sagte er, dass derzeit nicht absehbar sei, wie das Referendum ausgehen könnte: das Ergebnis könnte einerseits Frieden bringen, andererseits aber auch die Stabilität der Region gefährden und einen Krieg auslösen.

Bei der internationalen Tagung über die weltweite Christenverfolgung, bei der auch das weltweite katholische Hilfswerk "Kirche in Not" vertreten war, berichteten drei weitere Vertreter aus Staaten, in denen die Einschränkung der Religionsfreiheit besonders gravierend ist, aus erster Hand über die Situation der Christen in ihrem Land. Eindringlich riefen sie in ihren jeweiligen Referaten die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung der christlichen Minderheiten in ihren Heimatländern auf. Louis Sako, Erzbischof von Kirkuk (Irak), befürchtet das langsame Aussterben des Christentums in seinem Heimatland, da hunderttausende Christen wegen der andauernden Übergriffe durch radikale Islamisten das Land bereits verlassen hätten. In den vergangenen sieben Jahren seien über 50 Kirchen zum Teil zerstört, drei Priester und ein Bischof entführt und 900 unschuldige Christen getötet worden, berichtete er.

Den von den USA geführten alliierten Truppen warf er vor, dass deren Einmarsch im Irak ein großes Desaster für die irakischen Familien gewesen sei. Derzeit sei die Lage chaotisch und von Angst geprägt. Christen müssten sich nach seiner Ansicht entweder für die Auswanderung entscheiden oder sich damit abfinden, Bürger zweiter Klasse zu sein. Bischof Sako sprach sich für den Verbleib der Truppen aus, aber wünschte sich klare und präzise Pläne der internationalen Gemeinschaft. Dr. T. M. Joseph, Vorsitzender des Newman College im südwestindischen Staat Kerala, erhofft sich mehr Rechte für die Dalits, die keiner hinduistischen Kaste angehören und von höheren Kasten ausgebeutet würden, darunter viele Christen. Radikale Hindu-Gruppierungen haben in der Vergangenheit christliche Dörfer angegriffen. Doch der Staat unternehme nichts gegen diese Ungerechtigkeit, so Joseph.

Im Sommer 2008 kam es zum Beispiel zu blutigen Übergriffen auf Kirchen und kirchliche Einrichtungen, bei denen zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Das kommunistisch regierte Vietnam gehe derzeit gewalttätig gegen Christen vor, berichtete Kok Ksor, Präsident der Bergvolk-Stiftung. Er berichtete von Überfällen von Regierungstruppen im Juli und August dieses Jahres auf über 200 Dörfer in Vietnam, in denen viele Christen lebten. Menschen seien verschleppt und ins Gefängnis gebracht worden, manche seien spurlos verschwunden. Obwohl in der vietnamesischen Verfassung die Religionsfreiheit festgeschrieben sei, gehe die Regierung weiterhin gegen die christlichen Bergvölker vor, so Ksor.

Zum Abschluss stellte die COMECE eine Stellungnahme zur Religionsfreiheit vor, dass die europäischen Institutionen bei ihren Auslandsbeziehungen auch die Förderung der Religionsfreiheit im Blick haben sollten. In den nächsten Wochen soll dazu eine schriftliche Erklärung im Plenum des Europäischen Parlaments vorgelegt werden. Berthold Pelster lobte die Veranstaltung zur Christenverfolgung im Haus des Europäischen Parlaments als gehaltvoll und gut organisiert. Das große und parteiübergreifende Interesse zeige die Brisanz des Themas. Eindrücklich hätten die Referenten aus den besonders betroffenen Staaten ihre Situation geschildert.