11.10.2010

Iran: Offenbar deutsche Journalisten festgenommen

Die Verurteilung der Iranerin Aschtiani zum Tod durch Steinigung hat weltweit Aufsehen erregt. Irans Behörden nahmen nun zwei Journalisten fest, als sie Aschtianis Sohn interviewen wollten. Der ARD liegen Hinweise vor, dass es sich um Mitarbeiter der "Bild am Sonntag" handelt. Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Iran: Offenbar deutsche Journalisten festgenommen

Die Verurteilung der Iranerin Aschtiani zum Tod durch Steinigung hat weltweit Aufsehen erregt. Irans Behörden nahmen nun zwei Journalisten fest, als sie Aschtianis Sohn interviewen wollten. Der ARD liegen Hinweise vor, dass es sich um Mitarbeiter der "Bild am Sonntag" handelt.

Von Ulrich Pick, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

 

Die Informationen sind bislang recht dürftig. So spricht die iranische Nachrichtenagentur ISNA lediglich davon, dass zwei ausländische Journalisten festgenommen worden seien. Doch es gibt Hinweise, dass die beiden Männer - ein Zeitungsreporter und ein Fotograf - im Auftrag der deutschen Zeitung "Bild am Sonntag" unterwegs waren.

Zitat: "Wir kennen diese Meldungen und den zugrundeliegenden Sachverhalt. Auswärtiges Amt und Botschaft sind auf verschiedenen Ebenen intensiv um Aufklärung der genauen Umstände bemüht. Weitere Details können zur Stunde nicht bestätigt werden."

Quelle: Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin zur Festnahme von Journalisten im Iran,

Festnahme bei Interview-Versuch

Sie sollen in die westiranische Stadt Täbris gefahren sein. Dort wollten sie ein Interview führen mit dem Sohn von Sakineh Mohammadi Aschtiani, jener Frau, die aufgrund von Mord zum Tod durch Steinigung verurteilt worden ist. Wie es heißt, wurden die beiden deutschen Journalisten in Gewahrsam genommen, als sie zusammen mit dem Sohn der Verurteilten bei deren neuem Anwalt waren. Der Jurist war in den vergangenen Wochen von offizieller Seite wiederholt angehalten worden, keine Interviews mit ausländischen Journalisten zu führen.

Der iranische Oberstaatsanwalt bestätigte Gholamhossein Mohseini-Ejei inzwischen die Festnahme. Er betonte, die beiden Personen seien keine richtigen Journalisten. Denn sie seien lediglich mit einem Touristenvisum ins Land gereist. Zudem hätten sie sich nicht akkreditiert, wie es üblich ist. Ein Unternehmensprecher der Axel-Springer AG erklärte gegenüber dem für Iran zuständigen ARD-Hörfunkstudio in Istanbul, dem Unternehmen sei keine Verhaftung von Mitarbeitern im Iran bekannt.

Fall Aschtiani sorgte weltweit für Aufsehen

Die Journalisten sollen ein Interview mit dem Sohn von Sakineh Mohammadi Aschtiani geführt haben.

Der Fall Sakine Mohammadi Aschtianis war in den vergangenen Monaten immer wieder durch die internationale Presse gegangen. Die 43-Jährige war wegen Mordes an ihrem Mann zum Tode durch Steinigung verurteilt worden. Sie soll die Tat gestanden haben. Das iranische Fernsehen hatte eine Aufzeichnung gesendet, die ihr Geständnis wiedergegeben haben soll. Hierbei waren ihr Gesicht unkenntlich gemacht und ihre in Azeri-Türkisch abgegebene Aussage auf Persisch übersprochen worden.

Ihr erster Anwalt, Mohammad Mostafaei, verließ zwischenzeitlich infolge massiven Drucks den Iran und erhielt Asyl in Norwegen. Dass die Verurteilte gesteinigt werden soll, stieß weltweit auf heftige Empörung. Die Strafe wurde außerhalb Irans unisono als barbarisch bezeichnet, weshalb zahlreiche Staaten in Teheran protestierten. Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad hatte daraufhin vor zwei Wochen erklärt, das Urteil gegen Aschtiani sei noch nicht rechtskräftig.

Tagesschau.de