13.10.2010

Pakistan: Christen beim Wiederaufbau nicht alleine lassen

(KELKHEIM, 13. Oktober 2010, Open Doors) – Gut zehn Wochen nach den verheerenden Überschwemmungen in Pakistan arbeitet das überkonfessionelle Hilfswerk Open Doors weiter mit Hochdruck daran, besonders Christen in abgelegenen Ortschaften beizustehen. Einheimische Partner haben über 1.000 Meldungen dokumentiert, in denen Christen von Benachteiligung bei der Verteilung von Hilfsgütern berichten. Das Hilfswerk unterstützt daher in Zusammenarbeit mit einem Bündnis aus einheimischen Partnern und Gemeinden rund 1.500 christliche Familien in den Provinzen* Khyber Pakhtunkhwa, Süd-Punjab, Sindh und Teilen von Belutschistan. Unter den 20 Millionen von der Flut betroffenen Menschen sind ca. 75.000 Christen, darunter etwa 500 Familien muslimischer Herkunft. Würde ihr Glaubenswechsel zum Christentum bekannt, droht ihnen in dem islamischen Land harte Verfolgung oder sogar die Ermordung.

"Aufgrund der überwältigenden Solidarität weltweit können wir mit vollem Einsatz an der Umsetzung der Hilfsprojekte arbeiten", sagt Markus Rode, Leiter von Open Doors Deutschland (Kelkheim bei Frankfurt am Main). Allein aus Deutschland sei über eine Million Euro an Fluthilfe gespendet worden. In einer ersten Phase wurden an vorerst 500 Familien dringend benötigte Lebensmittel, Medikamente und Zelte verteilt. Mobile Einsatzteams aus Krankenschwestern, Seelsorgern und freiwilligen Fachkräften leisten nicht nur medizinische Hilfe, sondern schulen auch örtliche Hebammen und Pflegekräfte in der Behandlung von Infektionen und dem Einsatz von Medikamenten. Fachkräfte beraten auch bei der Reparatur und dem Wiederaufbau von Häusern. Bei einem weiteren von Open Doors finanzierten Projekt suchen freiwillige Helfer nach vermissten Familienangehörigen. Geplant ist die Einrichtung von drei Krankenstationen der Nähe von mehrheitlich von Christen bewohnten Gebieten. Um den Betroffenen auch geistlich beizustehen, bittet Open Doors um anhaltendes Gebet für die Menschen, die alles verloren haben.

Christen dürfen nicht in die offiziellen Zeltlager

Christen gehören in Pakistan zur untersten Bevölkerungsschicht. Diskriminierung, Schikane, Vergewaltigungen und Morde sind Alltag und haben sie noch weiter an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Schon vor der Flut kämpfte die meist arme christliche Minderheit täglich um ihr Überleben. Mühsam aufgebaute Existenzen wurden nun von den Wassermassen weggespült. Doch selbst in der großen Not, die Muslime wie Christen gleichermaßen getroffen hat, würden Christen benachteiligt und seien in manchen Regionen völlig auf sich alleine gestellt, erfuhr Open Doors. Betroffene schilderten vielfach, dass sie im Gegenzug für die u.a. auch von staatlicher Seite verteilte Hilfe zum Übertritt zum Islam aufgefordert wurden. "Muslime sagten, wir seien ja nur Straßenkehrer. Für uns gäbe es keine Hilfe. Denn diese werde aus der Zakat** bezahlt und sei deshalb nicht für Christen bestimmt", erzählten pakistanische Christen.

Aus mehreren Ortschaften wurde berichtet, dass christliche Dorfbewohner bei der Essensverteilung durch islamische Organisationen lediglich die Reste abbekommen hätten. Teilweise wären diese auch schon von Tieren angefressen. Während andere Dorfbewohner mit Zelten, Kochgeräten, Nahrung und medizinischer Hilfe versorgt wurden, müssten Christen abseits in improvisierten Notunterkünften aus Stöcken und Blättern hausen. Christen sind ausgegrenzt.