20.10.2010

Südafrika: Macht des Gebets wird unterschätzt

Kapstadt (idea) – Die Macht des Gebets wird vielfach unterschätzt. Das sagte der Dekan der anglikanischen Kathedrale von Kigali (Ruanda), Antoine Rutayisire, am 19. Oktober beim 3. Lausanner Kongress für Weltevangelisation im südafrikanischen Kapstadt.

Häufig trauten Christen Gott nicht zu, dass er Dinge wirklich ändern könne. Als ein Beispiel nannte Rutayisire den Versöhnungsprozess zwischen den Stämmen der Hutu und der Tutsi nach dem Völkermord von 1994 in seinem Land. Damals hatten Angehörige der Hutu-Mehrheit in fast 100 Tagen etwa 75 Prozent der Tutsi-Minderheit sowie gemäßigte Hutu ermordet, die sich an dem Gemetzel nicht beteiligen wollten. Schätzungen zufolge kam etwa eine Million Menschen ums Leben. Fast alle Täter und Opfer waren Kirchenmitglieder. Eine Versöhnung zwischen den Angehörigen beider Stämme hätten viele für unmöglich gehalten, so Rutayisire. Er persönlich habe in dieser Zeit die Versöhnungsbotschaft der Bibel entdeckt. Seine Wut auf die Täter, die auch Mitglieder seiner Familie umgebracht hatten, sei damit allerdings zunächst nicht verschwunden. „Viele meinen, sobald man Christ ist, spürt man Wut und Ärger nicht mehr. Doch das stimmt nicht“, erklärte er. Versöhnung brauche Zeit. Er habe Gott um die Kraft gebeten, auf die anderen zuzugehen, so Rutayisire, der auch Beauftragter der Nationalen Kommission für Einheit und Versöhnung Ruandas ist. Erst die Aussöhnung zwischen Hutu und Tutsi habe den Wiederaufbau des Landes ermöglicht. Es ist inzwischen zu einem Vorzeigestaat in Afrika geworden. Die Weltbank bezeichnet Ruanda als „besten Reformstaat“. In den vergangenen fünf Jahren betrug das durchschnittliche Wirtschaftswachstum 8,3 Prozent. Die Korruption ist auf den niedrigsten Stand unter allen Ländern Ostafrikas gesunken. Von den rund neun Millionen Einwohnern Ruandas sind 56 Prozent Katholiken, 38 Prozent Protestanten und 4 Prozent Muslime. Der Rest gehört Naturreligionen an.