21.10.2010

Badische Synode gegen Israel-Boykott

Bad Herrenalb (idea) – Ein „Hilferuf“ palästinensischer Christen ist in der badischen Landessynode weitgehend auf Kritik gestoßen. Darin hatten Kirchenleiter zum friedlichen Widerstand gegen die Besetzung der Palästinensergebiete und zu internationalen Boykottmaßnahmen gegen Israel aufgerufen.

Das im Dezember verfasste Schreiben hatte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) verbreitet. Zu den Verfassern gehören der emeritierte Patriarch Michel Sabbah vom Lateinischen Patriarchat in Jerusalem, der lutherische Bischof von Jerusalem und Präsident des Lutherischen Weltbunds, Munib Younan, sowie der Griechisch-Orthodoxe Patriarch, Erzbischof Theodosios Atallah Hanna von Sebastia. Die badische Synode warnte zum Abschluss ihrer Herbsttagung in Bad Herrenalb vor einer vereinfachenden und einseitigen Analyse der Situation, die den Nahost-Konflikt auf die israelische Besatzung palästinensischer Gebiete reduziere. In dem Dokument werde die Ideologie der das Existenzrecht Israels bestreitenden Palästinenserbewegung Hamas ebenso wenig erwähnt wie Raketenangriffe auf israelische Städte und Attentate. Ausdrücklich wendet sich die Synode gegen einen Boykott israelischer Waren. „Der Aufruf zu Wirtschaftssanktionen und zum Boykott ist für viele Deutsche aufgrund der Erinnerung an die Zeit des Nationalsozialismus undenkbar“, heißt es im Antwortbrief an die palästinensischen Christen. Kritisiert wird auch, dass einzelne Formulierungen den Zionismus in die Nähe des Rassismus und Israel in die Nähe eines Apartheidstaats rücken. Hingegen begrüßt die Kirche den eindringlichen Appell, dem Fanatismus und Extremismus abzuschwören, und die Aufforderung zum interreligiösen Dialog. Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München) hatte den „Hilferuf“ wegen seiner „Versöhnungsbereitschaft“ gelobt.