21.10.2010

Iran: Keine freie Lehre an iranischen Universitäten

Kritische Professoren werden inadäquat ersetzt

Iran: Keine freie Lehre an iranischen Universitäten

Kritische Professoren werden inadäquat ersetzt

Frankfurt am Main (21. Oktober 2010) - Die iranische Regierungspolitik unter Mahmud Ahmadinedschad schränkt die freie Bildung an iranischen Universitäten zunehmend ein. Dies berichtet die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) in Frankfurt am Main. Verantwortlich für diese restriktive Bildungspolitik ist der Minister für Wissenschaft, Forschung und Technologie, Kamran Daneshjoo. Seine vielfältigen Maßnahmen zur Einschränkung der Hochschulen sollen alleine dem Zwecke dienen, den Einfluss der Regierung zu erweitern und stabilisieren.

Während der umstrittenen Präsidentschaftswahl 2009 gehörte Kamran Daneshjoo der Wahlkommission des Innenministeriums an und ist nur dank seiner Loyalität zu Ahmadinedschad in das Amt des Ministers gehoben worden. Die Universitätspolitik des Ministers ist durch elf Maßnahmen gekennzeichnet, die alle die Einschränkung einer freien und kritischen Bildung zur Folge haben. Besonders hervorzuheben sind dabei die Absetzung kritischer oder von der iranischen Regierung als "illoyal" angesehener Professoren und die Einschränkung der Universitäten in der freien Wahl ihrer Lehrpersonen. Vor allem im Bereich der Geisteswissenschaften wurden erfahrene, kritische Professoren entlassen oder in Frührente geschickt und durch unqualifizierte, aber regierungstreue Personen ersetzt. Im Sommer 2010 wurden acht Universitätsdirektoren entlassen, nachdem Daneshjoo ankündigte, Direktoren zu entlassen, die nicht mit der Politik der Regierung konform seien.

Die Wahl der Lehrpersonen an geisteswissenschaftlichen Fakultäten hatte Daneshjoo in die Hände seines Ministeriums gelegt und entzog den Universitäten ihr Mitspracherecht. Eine Vielzahl der entlassenen Professoren sitzt bereits im Gefängnis, andere entzogen sich der Verhaftung durch die Flucht ins Ausland, wo sie an einigen der besten Institute der Welt, wie in den USA, lehren. Beamte des iranischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Technologie versuchen in der Öffentlichkeit darzustellen, dass diese Professoren nicht auf Grund ihrer regierungskritischen Haltung, sondern angeblich wegen ihrer Kritik am Islam ihrer Position enthoben worden seien. Die finanziellen Mittel für Geisteswissenschaften wurden vom "Hohen Rat der Kulturrevolution" gekürzt und an technische und religiöse Fakultäten umgeleitet, nachdem Revolutionsführer Khamenei verlauten ließ, dass man nach der Basis der Geisteswissenschaften nicht im Westen, sondern im Koran suchen müsse.

Unter Daneshjoo wurden auch die Maßnahmen gegen protestierende Studenten verstärkt. Der Student Mohammad Amin Valian wurde beispielsweise angeklagt, ein "mohareb" (Kämpfer gegen Gott) zu sein und zum Tode verurteilt, weil er am Ashura-Fest, einem der höchsten schiitischen Feiertage, angeblich "Steine geworfen" hätte. Minister Daneshjoo hat bisher keine einzige Maßnahme für Studenten ergriffen, die während der Proteste nach der Präsidentschaftswahl 2009 verhaftet wurden und sich noch immer im Gefängnis befinden. Die einzigen Studentenorganisationen, die an Universitäten aktiv sein dürfen, sind diejenigen, die mit der iranischen Regierung sympathisieren. Eine große Zahl von Studentenzeitschriften wurde geschlossen, da ihnen die finanzielle Unterstützung durch öffentliche Mittel entzogen wurde und Daneshjoo keine unabhängigen Zeitschriften toleriert.

Externe und paramilitärische Institutionen gewinnen an den Universitäten zunehmend Macht. Die berüchtigte Basij University Students' Mobilization Militia wird immer stärker, ihre Mitglieder waren an der gewalttätigen Niederschlagung von Protesten an Universitäten aktiv beteiligt. Lediglich zwei relativ unabhängig denkende Institutionen konnten sich bisher einigermaßen erfolgreich gegen die Einmischung der Ahmadinedschad-Regierung wehren: Die Universität Jahad und die Nachrichtenagentur Iranian Students News Agency (ISNA). Allerdings werden auch sie immer mehr durch Personalentscheidungen von Außen beeinflusst.

www.igfm.de/Internationale-Gesellschaft-fuer-Menschenrechte