21.10.2010

Türkei: Gottesdienst mit Sondergenehmigung

Bereits zum Auftakt seiner Türkei-Reise hatte Bundespräsident Wulff volle Religionsfreiheit für Christen gefordert. Entsprechende Bedeutung hat seine Teilnahme an einem Gottesdienst in Tarsus. Denn für die türkischen Behörden ist die Pauluskirche von Tarsus offiziell gar keine Kirche. Von Steffen Wurzel, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Türkei: Gottesdienst mit Sondergenehmigung

Bereits zum Auftakt seiner Türkei-Reise hatte Bundespräsident Wulff volle Religionsfreiheit für Christen gefordert. Entsprechende Bedeutung hat seine Teilnahme an einem Gottesdienst in Tarsus. Denn für die türkischen Behörden ist die Pauluskirche von Tarsus offiziell gar keine Kirche.

Von Steffen Wurzel, ARD-Hörfunkstudio Istanbul

Christian Wulff wurde in der Paulus-Geburtsstadt Tarsus mit zahlreichen Plakaten begrüßt. Darauf stand auf Deutsch und Türkisch: "Willkommen, Herr Bundespräsident!". In der Pauluskirche nahm Christian Wulff an einem ökumenischen Gottesdienst teil. Wulff sagte, er hoffe, dass die christlichen Kirchen in der Türkei bald wieder ihren eigenen Priesternachwuchs ausbilden dürften. Mit dem heutigen Gottesdienst sei ein größerer Schritt gelungen, so der Bundespräsident.

Kirche eigentlich nur als Museum genutzt

Holger Nollmann, Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Istanbul, betonte zu Beginn des Gottesdienstes, die Christen in der Türkei erlebten zur Zeit eine neue Phase, ihre Rechte würden verbessert. Als Beispiel nannte Nollmann die Tatsache, dass die türkischen Behörden in den vergangenen Monaten mehrere ehemalige Kirchen für Gottesdienste geöffnet haben.

Auch für den Gottesdienst in der Pauluskirche in Tarsus mussten die türkischen Behörden eine Sondergenehmigung erteilen; eigentlich ist das Gebäude ein Museum. Die katholische Kirche fordert seit langem, die Pauluskirche dauerhaft für Gottesdienste zu öffnen.

Am Vormittag hatte sich Wulff mit Vertretern der Protestanten, der Katholiken und der armenischen, griechischen und syrischen Christen getroffen. Mit diesem Treffen und dem Gottesdienst in Tarsus unterstreicht der Bundespräsident seine Unterstützung für die christlichen Minderheiten in der Türkei. Am Dienstag hatte er die türkische Regierung in seiner Rede vor dem Parlament aufgefordert, die Rechte der Christen in der Türkei zu stärken. Unter den gut 70 Millionen Einwohnern der Türkei gibt es nur noch etwa 100.000 Christen. Der türkische Präsident Gül hatte betont, er verstehe sich auch als Präsident der Juden und der Christen in der Türkei.

Quelle: www.tagesschau.de