22.10.2010

Jahrbuch „Märtyrer 2010“

Millionen verfolgten Christen eine Stimme geben

Jahrbuch „Märtyrer 2010“

Millionen verfolgten Christen eine Stimme geben

Für Religionsfreiheit engagieren.

Wetzlar (idea) – Das Ausmaß der Christenverfolgung ist zu wenig bekannt. Die Dramatik wird meist erst dann bewusst, wenn Christen aus westlichen Ländern unter den Opfern sind.

Zahllose Betroffene auf der Südhalbkugel aber leiden, ohne dass jemand die Stimme für sie erhebt. Das beklagt der Vorsitzende der Österreichischen Evangelischen Allianz, Frank Hinkelmann (Petzenkirchen/Niederösterreich), im Vorwort des fast 300-seitigen Jahrbuchs zur Christenverfolgung „Märtyrer 2010“. Es ist jetzt zum 10. Mal als idea-Dokumentation erschienen. Herausgeber sind die Arbeitskreise für Religionsfreiheit der Evangelischen Allianzen in Deutschland, Österreich und der Schweiz sowie die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM). Anlass der Veröffentlichung ist der von der Weltweiten Evangelischen Allianz veranstaltete Internationale Gebetstag für die verfolgten Christen am 14. November. Wie aus dem Jahrbuch hervorgeht, gibt es in 64 Ländern – also etwa einem Drittel aller Staaten – keine oder nur eine sehr stark eingeschränkte Religionsfreiheit. Dort leben 70 Prozent der Weltbevölkerung. Die Hauptleidtragenden sind die Christen: Rund 200 Millionen werden wegen ihres Glaubens benachteiligt oder verfolgt. Das sind laut Schätzungen 80 Prozent derer, die wegen ihrer religiösen Überzeugung unterdrückt werden. Wie Hinkelmann schreibt, soll das Jahrbuch dazu aufrütteln, sich gegen Christenverfolgung und für Religionsfreiheit zu engagieren.

Die schlimmsten Christenverfolger

Das Hilfswerk Open Doors ermittelt jährlich, in welchen Ländern Christen am stärksten unter Verfolgung leiden. Auf den ersten zehn Rängen des Weltverfolgungsindex sind acht islamische dominierte und zwei kommunistisch regierte Staaten aufgelistet. An der Spitze steht Nordkorea, dessen Machthaber religiöse Aktivitäten als Angriff auf die sozialistischen Prinzipien betrachten und im Keim ersticken wollen. Christen werden deshalb in Arbeitslager gesteckt, gefoltert oder hingerichtet. Dennoch wachse die christliche Gemeinde im Untergrund, heißt es im Jahrbuch. Hinter Nordkorea folgen auf dem Index sieben Länder mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit: der Iran, Saudi-Arabien, Somalia, die Inselgruppe der Malediven, Afghanistan, der Jemen und Mauretanien. Dahinter folgen das kommunistische Laos und das islamisch geprägte Usbekistan.

Konvertiten leiden besonders

Als Grund für die Zunahme der Christenverfolgung in mehreren Ländern wird der islamische Fundamentalismus genannt. Die auffälligsten Beispiele seien Somalia und Pakistan. Dem Jahrbuch zufolge sind Christen, die aus islamischen Familien stammen, am härtesten von Verfolgung betroffen. Ihr Übertritt werde als „Verrat am Islam und als Schande für die Familie“ betrachtet. Konvertiten drohten schlimmste Sanktionen bis hin zum Mord. Jüngere Frauen, deren Übertritt zum Christentum bekannt werde, würden fast immer mit einem Muslim zwangsverheiratet. Damit beginne ein oft jahrelanges Martyrium mit körperlichen und seelischen Misshandlungen. „Vergewaltigung in der Ehe existiert nach islamischem Eheverständnis nicht, da der Ehemann das Recht am Körper seiner Frau hat“, so das Jahrbuch. Einheimische Kirchen böten Konvertiten keinen Schutz, weil sie sonst mit der Schließung ihrer Einrichtungen und gewalttätigen Übergriffen rechnen müssten. Wie es weiter heißt, gingen aber auch fundamentalistische Hindus in Indien und buddhistische Extremisten – insbesondere in Sri Lanka – mit Gewalt gegen Christen vor.