22.10.2010

Zum Türkeibesuch des Bundespräsidenten: CDU-Migranten fordern von Bundespräsident Wulff klare Worte zur Religionsfreiheit und historischen Verantwortung der Türkei

Der Christlich-Alevitische Freundeskreis der CDU (CAF) fordert eine kritische Auseinandersetzung mit nationalen Geschichts- und Identitätsbildern. Die Übernahme von historischer Verantwortung für staatlich organisierte Verbrechen ist ein integraler Bestandteil der europäischen Identität.

Die Zerstörung der christlichen Kultur in der Türkei nahm ihren Anfang mit dem Genozid an über 1,5 Mio. Armeniern im Jahre 1915 und setzte sich auch nach Republiksgründung fort. Die christliche Präsenz in der Türkei ist heute nahezu ausgelöscht. Die wenigen verbliebenen christlichen Gemeinschaften - mehrheitlich in Istanbul - sind massiven staatlichen Diskriminierungen ausgesetzt.

Ali Yildiz, Sprecher: "Derzeit wird den Nachfahren der Überlebenden des Genozids an den Armeniern in der Türkei verwehrt, ihren Opfern zu gedenken. In einem Land, in dem Christen nicht trauern dürfen, kann von einer freien Ausübung der Religion und einem wirksamen Minderheitenschutz nicht die Rede sein. Die Christen sind de facto Bürger 2.Klasse und werden mit Enteignungsprozessen, wie jüngst das jahrtausend alte aramäische Kloster Mor Gabriel, bedroht. Wenn bereits das Anbringen eines Kreuzes, wie kürzlich im Falle der armenischen Kirche Ahtamar in Van, zum Politikum wird, dann werden einem die Ausmaße der Diskriminierungen deutlich."

Die Situation der über 20 Mio. Aleviten in der Türkei ist mit dem der Christen vergleichbar.

Aleviten, die mittlerweile in Deutschland als Religionsgemeinschaft anerkannt sind,  gelten in der Türkei weiterhin als juristisch nicht existent. Staatliche Assimilationsmaßnahmen und gesellschaftliche Diskriminierungen sind seit Jahrzehnten an der Tagesordnung.

Madlen Vartian, Sprecherin: "Eine Türkei, die die Religionsfreiheit missachtet, indem sie Aleviten, Armenier und Christen in ihrer Religionsausübung massiv einschränkt, Kirchen zu Museen erklärt, alevitische Kinder zum islamischen Bekenntnisunterricht zwingt und alevitischen Glaubenshäusern (Cem-Häuser) den erforderlichen rechtlichen Status verwehrt, kann derzeit nicht ein geeigneter Beitrittskandidat für die EU sein. Wir hätten uns von Herrn Wulff eindeutigere Worte gewünscht. Es wäre zu begrüßen gewesen, wenn die Gemeinschaften der Aleviten, Armenier und Griechen vor einem türkischen Parlament auch namentlich genannt worden wären. Auf die Situation der Aleviten, die ca. 1/3 der türkischen Bevölkerung ausmachen, hat sich Herr Wulff bedauerlicherweise nicht geäußert."

Der Christlich-Alevitische Freundeskreis der CDU ist ein von Christdemokraten gegründetes Forum, dass sich zum Ziel gesetzt hat, den Austausch zwischen unterschiedlichen christlichen Gemeinschaften und Aleviten zu intensivieren und Themen aus den Bereichen Integration, Bildung und die Auseinandersetzung mit der deutschen und europäischen Erinnerungs- und Gedenkkultur zu fördern.

Berlin, 22.10.2010

cafcdu.de/index.php