23.10.2010

Turkmenistan: „Sie haben ihm nicht einmal erlaubt, mich zu küssen“

Pastor zu vier Jahren Gefängnis verurteilt

Turkmenistan: „Sie haben ihm nicht einmal erlaubt, mich zu küssen“

Pastor zu vier Jahren Gefängnis verurteilt

Am 21. Oktober wurde der Pastor der Pfingstgemeinde „Licht der Welt“ in Mary, Ilmurad Nurliev wegen Betrugs zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Frau und Mitglieder seiner Gemeinde weisen mit Nachdruck darauf hin, dass alle Anklagen gegen ihn erfunden wurden, um ihn für seine religiöse Betätigung zu bestrafen. Der öffentliche Ankläger Ataev präsentierte nur zwei Frauen, die schriftliche Anklagen gegen Nurliev erhoben hatten, er hätte sie um Geld betrogen. Doch eine der beiden war zu der Zeit, als sie angeblich Nurliev getroffen und ihm Geld gegeben hatte, wegen einer Straftat im Gefängnis. Die drei zuvor namhaft gemachten männlichen Zeugen der Anklage waren nicht erschienen. Richter Agajan Akjaev vom Stadtgericht Mary im Südosten Turkmenistans entschied, dass Nurliev seine Strafe im Arbeitslager allgemeinen Regimes in Seydi verbüßen wird. Dies bestätigten seine Frau und sein Anwalt.

 

„Das Gericht hat auch entschieden, dass Ilmurad drogensüchtig ist und seine Zwangsbehandlung gegen Drogensucht im Gefängnis angeordnet“, erklärte Maya Nurlieva gegenüber dem Nachrichtendienst Forum 18. „Das ist ungerecht und eine Verleumdung“. In Wahrheit ist Pastor Nurliev wegen Diabetes in Behandlung und seiner Frau wurde es seit seiner Verhaftung im August nicht gestattet, ihn zu besuchen oder ihm seine Medikamente zu übergeben.

Frau Nurlieva berichtete, dass ihr Mann beim Prozess sehr blass und abgemagert aussah. Er war die ganze Zeit von Geheimpolizisten umgeben, die sie daran hinderten, in die Nähe ihres Mannes zu kommen. „Sie haben ihm nicht einmal erlaubt, mich zu küssen“, klagte sie. Vor der Verhandlung wurde eine Gläubige der Gemeinde von Pastor Nurliev massiv unter Druck gesetzt, um eine Falschaussage gegen den Pastor zu erpressen. Man drohte, ihren Mann von seiner Arbeitsstelle zu entlassen. Doch sie ließ sich nicht zu einer Falschaussage bewegen.

Ilmurad Nurliev kann innerhalb von 10 Tagen ab dem Tag der Verurteilung Berufung gegen das Urteil einlegen.

Frau Nurlieva berichtet weiters, dass einem Diplomaten der Botschaft der Vereinigten Staaten, der als Prozessbeobachter aus der Hauptstadt Aschgabad angereist war, von Gerichtsbeamten der Zutritt zum Gerichtsgebäude verwehrt wurde.

Ahmet Hudaybergenov, ein Zeuge Jehovas, der aus Gewissensgründen die Ableistung des Militärdienstes verweigert hat und dafür Mitte September zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt wurde, wird voraussichtlich seine Strafe ebenfalls im Arbeitslager in Seydi verbüßen. Weitere Zeugen Jehovas befinden sich wegen Wehrdienstverweigerung im selben Arbeitslager.

Turkmenistan hindert auch weiterhin aktive Gläubige verschiedener Religionen und Aktivisten der Zivilgesellschaft durch schwarze Listen an der Ausreise und verhindert dadurch persönliche Kontakte außerhalb des Landes. Die Teilnahme der Moslems an der Hadsch wird massiv eingeschränkt. In diesem Jahr darf nur eine Gruppe von 188 Personen nach Mekka reisen, darunter Mitglieder der Geheimpolizei MSS, deren Aufgabe es ist, die Pilger zu überwachen.

Quelle: Forum 18 News Service, Oslo

Deutsche Fassung: AK Religionsfreiheit der Österreichischen Evangelischen Allianz

Adresse des Arbeitslagers für Organisationen, die Schreibaktionen zugunsten von Ilmurad Nuriyev planen:

Turkmenistan

746222 Lebap vilayet

Seydi

uchr. LB-K/12