30.10.2010

Saudi-Arabien: Christen ohne Menschenrechte

Zwischen Tradition und Moderne: Saudi-Arabien ist ein Land zwischen islamischen Heiligtümern und reichen Ölvorkommen. Ein junger Wüstenstaat zwischen Tradition und Moderne, in dem westlicher Lebensstil und ein sittenstrenger Islam aufeinander prallen und doch koexistieren. Der 1932 gegründete Staat liegt zwischen dem Roten Meer und dem Persischen Golf und nimmt etwa drei Viertel der Fläche der Arabischen Halbinsel ein. Abseits der Metropolen prägen Wüsten, verstreute Oasen mit Dattelpalmen, niedrige Gräser und Sträucher die Landschaft.  Seine Hauptstadt Riad gilt als das politische Herz der Golfstaaten; das Königshaus als enger Verbündeter des Westens. Riesige Erdölvorkommen haben dem Land zu sagenhaftem Reichtum verholfen. Rund ein Viertel aller weltweilt bekannten Ölreserven befinden sich in Saudi-Arabien. Die meisten der 27 Millionen Einwohner leben in Städten. Die etwa sieben Millionen Ausländer im Land sind zumeist Gastarbeiter aus arabischen Ländern oder Asien.

In Saudi-Arabien steht die Wiege des Islam: Vor über 1.400 Jahren wurde in Mekka der Prophet Mohammed geboren. Ihm offenbarte sich laut muslimischer Überlieferung Allah. Der religiöse Prediger, Gesetzgeber und Heerführer stiftete eine Religion, der heute 1,6 Milliarden Menschen weltweit angehören. Jedes Jahr pilgern über zwei Millionen Muslime nach Mekka, dem wichtigsten Wallfahrtsort des Islam. Der saudische König sieht sich als Hüter der Heiligsten Stätten des Islam, Mekka und Medina. Das Betreten dieser Orte ist Nicht-Muslimen verboten. Die Staatsreligion Saudi Arabiens ist der Wahhabismus, eine besonders strenge Form des Islam. Das öffentliche Leben ist geprägt von Tabus und Verboten. Frauen dürfen nur in Begleitung ihres Ehemannes oder eines männlichen Verwandten aus dem Haus, den Körper verhüllt mit dem „Hidschab“ (Ganzkörperschleier).

Religionswächter suchen nach Apostaten: Über die Tugendhaftigkeit der Menschen wacht mit strenger Hand die „Mutawwa“. Diese staatlich eingesetzte Sitten- und Religionspolizei patrouilliert durch die Straßen und überwacht das öffentliche Leben. Bestraft wird, wer sich nicht an den Kleiderkodex hält, Gebetszeiten versäumt oder unzüchtig auffällt. Die Mutawwa will aber auch Muslime aufspüren, die Christen geworden sind. Denn diese Konvertiten gelten als Verräter des Islam. Ihnen droht im schlimmsten Fall die Hinrichtung. Einst gab es viele Christen in Arabien. Mit der Ausbreitung des Islam unter Mohammed verließen sie entweder das Land oder konvertierten zum Islam. Heute leben in Saudi-Arabien etwa 550.000 Christen. Die meisten von ihnen sind Ausländer. Der König erlaubt ihnen, ihren Glauben im Privaten zu praktizieren. Offiziell anerkannt Kirchengebäude gibt es im Land nicht. Dennoch geht die Religionspolizei von Zeit zu Zeit auch gegen ausländische Minderheiten vor.

Wer Jesus nachfolgt, riskiert sein Leben: Im Jahr 2008 musste Yemane Gebriel, ein ostafrikanischer Gastarbeiter und Hausgemeindepastor, aus Riad fliehen und untertauchen. Ein Mutawwa-Polizist hatte ihm mit dem Tod gedroht, sollte er das Land nicht verlassen. Auf dem Open Doors-Weltverfolgungsindex belegt Saudi-Arabien nach Nordkorea und dem Iran Platz 3 in der Liste der schlimmsten Verfolgerstaaten von Christen. Wie in vielen islamischen Ländern können ehemalige Muslime aus Angst vor Verfolgung ihren neuen Glauben nur im Verborgenen leben. Religionsfreiheit und damit die Freiheit eine Religion zu wechseln, existieren in Saudi-Arabien nicht. Der Abfall vom Islam gleicht einem Verbrechen an der Umma, der Gemeinschaft aller Muslime. Die Scharia, das islamische Recht, stellt dieses „Vergehen“ unter Todesstrafe. Muslimischen Saudis das Evangelium weiterzugeben, gilt als Bekehrungsversuch und wird ebenfalls bestraft. Zwar hat es in den vergangenen Jahren in Saudi-Arabien keine staatlichen Hinrichtungen von Konvertiten mehr gegeben. Doch häufig gehen Verwandte gegen Familienangehörige vor, wenn sie von deren Religionswechsel erfahren.

Getötet nach Bekenntnis zu Jesus: Das Internet ist besonders für junge Saudis das Tor in eine Welt, die ihnen im Alltag verwehrt bleibt. Zwar blockiert die staatliche Zensur Internetseiten mit christlichem Inhalt. Doch über soziale Netzwerke wie Facebook oder in Blogs sprechen Christen über ihren Glauben. Hamoud Saleh al-Amri kam dafür im Januar 2009 ins Gefängnis. Der 29-Jährige hatte im Internet von seiner Bekehrung zu Jesus Christus berichtet. Ein arabisches Menschenrechtsnetzwerk in Kairo setzte sich maßgeblich für seine Freiheit ein. Überraschend wurde al-Amri im März wieder freigelassen. Anders erging es der 26-jährigen Fatima al-Mutairi. Auch sie bekannte sich im Internet öffentlich zu Jesus und erzählte ihrer Familie von ihrem neuen Glauben. Daraufhin sperrte ihr Bruder die junge Frau in ein Zimmer ein – und tötete sie.

Radioprogramme senden Hoffnung: Doch trotz Verfolgung wenden sich weiterhin Muslime in Saudi-Arabien Jesus Christus zu. Ihren Glauben praktizieren sie heimlich oder in kleinen Gruppen. Fast alle Haushalte in Saudi-Arabien haben Fernsehgeräte. Über christliche Satellitenprogramme stärken sie ihren Glauben. So hörte eine Lehrerin für Beduinenkinder in der Wüste im Radio eine christliche Sendung. Sie rief beim Sender an und bekehrte sich noch während des Telefonats zu Jesus. Doch sie hält ihren neuen Glauben vor den streng gläubigen Beduinen geheim. Nur ab und zu kann sie sich heimlich mit einem christlichen Ehepaar treffen. Noch 800.000 Beduinen sollen in Saudi Arabien leben, die bekanntesten Gruppen sind die Rwala und die Dhafir. Khalid ist ein Araber aus einer Beduinenfamilie. Seine Eltern sind Analphabeten und ziehen als Schafhirten im Rhythmus der Jahreszeiten mit ihren Herden und dem gesamten Hausrat durch die Wüste zu den Weideplätzen. Das Leben der Viehnomaden ist hart. Kostbarster Besitz sind ihre Herden und Zelte aus Ziegenhaar. Khalid hatte viele Jahre Bücher und Schriften über den Islam gelesen, bis er eines Nachts von Jesus träumte und kurz darauf durch Gottes Fügung eine Bibel geschenkt bekam. Seitdem ist er ein heimlicher Nachfolger Jesu.

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