02.09.2010

Deutschland: Kaum Beschwerden wegen Gotteslästerung bei Werbung

Deutscher Werberat: Unternehmen wollen religiöse Kunden nicht verschrecken.

Deutschland: Kaum Beschwerden wegen Gotteslästerung bei Werbung

Deutscher Werberat: Unternehmen wollen religiöse Kunden nicht verschrecken.

Berlin (idea) – Wegen Verletzung religiöser Gefühle in der Werbung gehen beim Deutschen Werberat (Berlin) kaum Beschwerden ein. Im ersten Halbjahr 2010 hätten sich fünf Personen an das zur Selbstkontrolle der Werbebranche eingerichtete Gremium mit der Begründung gewandt, der Glaube sei lächerlich gemacht worden, teilte der Werberat am 2. September in Berlin mit.

Der Anteil von drei Prozent an insgesamt 157 Eingaben habe dem Ergebnis der ersten sechs Monaten von 2009 entsprochen. Einen Anlass zur Beanstandung durch den Werberat hätten diese Beschwerden nicht gegeben, so Pressesprecher Volker Nickel gegenüber idea. Beispielsweise habe sich jemand über die Werbung für eine Castingshow eines Fernsehsenders geärgert. Dabei wurde ein Jurymitglied abgebildet, das im Yogasitz auf einer Wolke thronte und als „Meister“ angeredet wurde. Für die vom Beschwerdeführer kritisierte Gleichsetzung des Jurors mit Gott habe der Werberat keinen Anhaltspunkt gesehen, so Nickel. Die Reklame sei eindeutig als Gag erkennbar gewesen und habe nicht beabsichtigt, den Glauben zu verhöhnen. Laut Nickel zeigt die geringe Zahl an Beschwerden wegen Verletzung religiöser Gefühle, dass sich die Unternehmen große Mühe gäben, religiös gebundene Kunden nicht zu verschrecken. Reagierten Betrachter dennoch verstört auf eine Reklame, werde die Werbung in der Regel rasch geändert.

Spitzenreiter: Diskriminierung von Frauen

Die meiste Kritik richtete sich im ersten Halbjahr gegen die Diskriminierung von Frauen. Darauf bezogen sich 64 Beschwerden (41 Prozent). Vier frauenfeindliche Kampagnen wurden öffentlich gerügt, ebenso eine weitere wegen Gewaltverherrlichung. Aufgrund von Hinweisen des Werberats hätten insgesamt 44 Unternehmen ihre Werbung geändert oder eingestellt; 108 Firmen wurden von Kritik freigesprochen. Eine starke Zunahme der Beschwerden registrierte der Werberat hinsichtlich der Werbung im Internet. Von Januar bis Juni habe es Proteste gegen 30 Kampagnen gegeben, gegenüber neun im Vergleichszeitraum 2009. Der Trend sei allerdings nicht besorgniserregend. Der Werberat habe die Möglichkeit der Beschwerde per Internet 2009 vereinfacht. Außerdem handele es sich vorwiegend um Kritik an Werbemaßnahmen kleiner Firmen. Der 1972 gegründete Werberat versteht sich als Schiedsrichter zwischen werbenden Unternehmen und umworbenen Verbrauchern. Getragen wird er vom Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft.