27.09.2010

Indien: Katholischer Lehrer von Islamisten verstümmelt

Le Monde titelt: „In Indien ist ein katholischer Lehrer wegen einer Zeichensetzungsübung von Islamisten verstümmelt worden“ (www.lemonde.fr).

Indien: Katholischer Lehrer von Islamisten verstümmelt

Le Monde titelt: „In Indien ist ein katholischer Lehrer wegen einer Zeichensetzungsübung von Islamisten verstümmelt worden“ (www.lemonde.fr).

Ein paar Monate nachdem er seinen Schülern ihr Prüfungsthema in Zeichensetzung ausgeteilt hatte, in welchem der Name „Mohammed“ vorkam, ist Thenganakunnel Joseph, Lehrer einer katholischen Schule in Kerala, einem Bezirk im Süden Indiens, tätlich angegriffen worden. Seine rechte Hand ist verstümmelt, seine Arme und Beine sind gebrochen worden. Was gibt es für eine bessere Übung als einen Dialog, um die Kenntnisse der Schüler in Punkto Zeichensetzung in Malayam, der offiziellen Landessprache von Kerala, abzuprüfen? Lehrer Joseph ließ sich von einem Dialog zwischen einem Verrückten und Gott inspirieren, der einem lokalen Film entnommen war. Ausgerechnet den Verrückten nannte er „Mohammed“, welches der Name des Propheten des Islam ist, aber ebenfalls Name von tausenden von Einwohnern eines Staates oder eines Viertels der moslemischen Bevölkerung.

Einige Wochen später, am 4. Juli, wurde er nach der Messe von Männern mit Äxten und Eisenstangen angegriffen. Die Polizei verdächtigt die Populäre Indische Front, eine Splittergruppe lokaler Extremisten, den Angriff organisiert zu haben und hat 27 Mitglieder verhaftet. Statt seinem Lehrer beizuspringen und ihn in Schutz zu nehmen, hat das Kolleg Newman, das nach den moslemischen Kundgebungen unter Polizeischutz gestellt worden ist, es vorgezogen, ihn zu entlassen und ihn beschuldigt, die religiösen Gefühle der moslemischen Gemeinschaft verletzt zu haben. „Er hat absichtlich den Propheten lächerlich gemacht“, erklärt Thomas Malekkudy, der Verantwortliche der Diözese von Kothamangalam, unter deren Autorität das Kolleg Newman fällt. Die Diözese hat sogar während der Messe in 120 Gemeinden ein Rundschreiben verlesen lassen, dass Josef des Versuchs bezichtigt, die Kirche und ihre Institutionen zu diskreditieren.

Thenganakunnel Joseph, zukünftig invalide, arbeitslos, hat eine Familie zu ernähren. „Ich habe mich bereits entschuldigt und ich wollte keinesfalls irgendjemanden beleidigen indem ich den Namen „Mohammed“ benutzte“, beteuert der Lehrer. Die moslemische Liga und katholische Organisationen haben die Wiedereinstellung des Lehrers gefordert – ohne Erfolg.

Ein Model der Koexistenz: „Dieses Ereignis ist symptomatisch für den schnell wachsenden Einfluss der religiösen Fundamentalisten, der landesweit zu Gewalt führt und jüngst zu Gewalttaten in Kerala“, sagt der Historiker KN Panikkar am Rednerpult, so veröffentlicht in der Tageszeitung „The Hindu“. Anfang September sind Kirchenfassaden zerstört worden. Kerala, früher als ein Model für friedliche Koexistenz zwischen Hindus, Christen und Moslems bekannt, versinkt in religiösen Spannungen. In den Jahren 2004 und 2005 wurden Küstenstädte Schauplatz gewalttätiger Auseinandersetzungen zwischen Moslems und Christen. Seither rät der mächtige Kirchenrat von Kerala den christlichen Familien, ihre Kinder nur in Schulen ihrer Konfession zu schicken, um „die angegriffenen christlichen Werte“ zu erhalten. In der politischen Szene Keralas, die von der Kongresspartei und der Kommunistischen Partei dominiert wird, versuchen Parteien wie die nationalistischen Hindus von Bharatiya Janata, Wähler auf der Basis ihrer Religionszugehörigkeit zu werben. Nur wenige Wochen vor den lokalen Wahlen im Oktober wird die BJP von diesem Ereignis profitieren, um ihren Einfluß auszuweiten und die Stimmen der Christen und der Hindus zu sammeln, indem sie vor der islamischen Bedrohung warnt,“ schätzt KPM Basheer, Korrespondent der Tageszeitung „The Hindu“ in der Region. {Von Julien Bouis – homo homini lupus} koptisch.wordpress.com/2010/09/27/indien-katholischer-lehrer-von-islamisten-verstummelt/