20.03.2011
Ägypten:Gewalt gegen Christen zugenommen
Islamisten „kapern“ Revolution in Ägypten Experte: Islamismus geht von Akademikern aus
Ägypten:Gewalt gegen Christen zugenommen
Islamisten „kapern“ Revolution in Ägypten
Experte: Islamismus geht von Akademikern aus
Bonn (idea) – Unter jungen Ägyptern ist der islamische Fundamentalismus stärker verbreitet als unter älteren, und er hat im Vergleich zu früheren Jahren zugenommen. Die Verwestlichung der ägyptischen Gesellschaft habe den Islamismus nicht geschwächt, sagte der Sozialgeograf Prof. Fouad Ibrahim (Wunstorf bei Hannover) bei einer Tagung des Arbeitskreises Religionsfreiheit der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am 19. März in Bonn. Ibrahim unterrichtet am koptisch-orthodoxen Seminar im Kloster Kröffelbach (Mittelhessen). Seit der im Januar begonnenen Revolution in Ägypten habe die Gewalt gegen Christen zugenommen; sie werde von Armee und Behörden unterstützt. Der Islamismus gehe von Akademikern, Universitätslehrern und Studenten aus, so Ibrahim gegenüber idea. Für die Verbreitung ihres Gedankenguts werde besonders das Internet genutzt. Nach Ibrahims Überzeugung haben islamistische Gruppen „die friedliche Revolution gekapert“. Im Vergleich zu salafistischen und anderen extremistischen Gruppen gehörten die Muslimbrüder noch zu den gemäßigteren Gruppierungen. Derzeit gehe es ihnen darum, in der Verfassung zu verankern, dass keine Frau und kein Kopte Staatspräsident werden dürfe. Vom Militär könnten die koptischen Christen kaum Schutz erwarten, denn dieses stehe unter starkem muslimischem Einfluss.
Entwicklungshilfe als Druckmittel
An Christen im Westen appellierte Ibrahim, Druck auf ihre Regierungen auszuüben, damit diese sich für den Schutz der koptischen Minderheit in Ägypten einsetze. So könnte die Gewährung von Entwicklungshilfe an die Beachtung der Menschenrechte gekoppelt werden. Von den rund 83 Millionen Einwohnern Ägyptens sind 87 Prozent Muslime und zehn Prozent orthodoxe Kopten. Außerdem gibt es kleinere Gruppen von Katholiken und Protestanten. Der Arbeitskreis Religionsfreiheit trat im Rahmen der Mitgliederversammlung der IGFM zusammen, die am 19. und 20. März in Bonn stattfand. Der Arbeitskreis widme sich besonders der Situation der Christen in der Türkei und in Pakistan, sagte der IGFM-Referent für Religionsfreiheit, Walter Flick (Frankfurt am Main), gegenüber idea. Dabei gehe es auch darum, den in Pakistan im Untergrund lebenden Christen finanzielle Unterstützung zu vermitteln und sie bei der Suche nach Asylmöglichkeiten zu unterstützen.