02.07.2014

Deutschland: Vorwurf: Christen missionieren

Offene Jugendarbeit der Baptisten auf Sylt verboten, Jugendausschuss stoppt Spielplatzarbeit

Deutschland: Vorwurf: Christen missionieren

Offene Jugendarbeit der Baptisten auf Sylt verboten, Jugendausschuss stoppt Spielplatzarbeit

Westerland (idea) – Auf der Nordseeinsel Sylt ist die offene Jugendarbeit „Jump“ (Spring) der Baptistengemeinde Westerland auf zwei Kinderspielplätzen verboten worden. Wie die Evangelische Nachrichtenagentur idea erfuhr, hat der Sylter Jugendausschuss am 18. Juni beschlossen, dass die seit 35 Jahren bestehende Arbeit sofort einzustellen sei. Gründe seien zwar nicht genannt worden, erklärte der für Westerland zuständige Flensburger Baptistenpastor André Peter, doch im Hintergrund stehe der Vorwurf, dass man Mission betreibe. Für Peter kam die Entscheidung überraschend, weil das Konzept der Spielplatzbetreuung zusammen mit der politischen Gemeinde Sylt entwickelt wurde. Erst im April 2013 sei der Kooperationsvertrag bis 2018 verlängert worden. Mit einem umgebauten ehemaligen Zirkuswagen der Kommunalverwaltung besuchen Mitglieder der Baptistengemeinde wie auch anderer Kirchen jeden Donnerstag und Freitag zwei Spielplätze in Westerland, um die Kinder „in der Entwicklung ihrer Fähigkeiten, Begabungen und Ressourcen zu fördern“, wie es im Kooperationsvertrag heißt. Das Angebot ist aus einer Kinderbibelwoche in einem sozialen Brennpunkt Westerlands hervorgegangen.

Kontroverse um Mission

Laut Peter gestaltet die Gemeinde die Arbeit zusammen mit Mitarbeitern der christlichen Jugendorganisation „King’s Kids“ (Königskinder) in Nordfriesland. Die Baptisten Andreas und Britta Koesling (Westerland) haben einen Kreis von etwa 20 ehrenamtlichen Mitarbeitern aufgebaut. Doch für den Lehrer und Kommunalpolitiker Andreas Eck vom Südschleswigschen Wählerband sind die King’s Kids eine „extrem-christliche Organisation“, die aggressive Missionsarbeit leiste. Er halte solche Leute nicht für geeignet, Jugendarbeit zu machen, sagte er der Lokalpresse. Ein Spielplatz solle ein Ort zum Spielen sein, ohne dass jemand für seine Überzeugungen werbe.

Niemand wird gezwungen

Andreas Koesling bezeichnete die Vorwürfe gegenüber idea als haltlos: „Wir sind überkonfessionell und arbeiten mit Jugendlichen aller Glaubensrichtungen zusammen – keiner wird bei uns in ein bestimmtes Weltbild gezwungen.“ Dass die Gemeinde die Arbeit aufgrund ihrer christlichen Werte gestalte, sei bisher gut angekommen. Selbst muslimische Eltern hätten begeistert zusammen mit Christen christliche Feste gefeiert. Mit allen Eltern wolle man nun nach Alternativen suchen, um die Arbeit fortzusetzen, so Koesling. Im Sommer erreiche man bis zu 60 Kinder, auch von Touristen; in den Wintermonaten seien es bis zu 15.

Jugendpfleger: Nebulöse Vorwürfe

Unterstützung erhält die Zirkuswagenarbeit vom Jugendpfleger der politischen Gemeinde Sylt, Holger Bünte. Er habe damit bisher keine negativen Erfahrungen gemacht. Die Vorwürfe der Missionierung seien „sehr nebulös“. Um den seit Jahren schwelenden Konflikt zu lösen, habe er ein Vermittlungsverfahren angeregt; darauf habe sich Eck aber nicht einlassen wollen. Die Baptistengemeinde in Westerland hat 27 Mitglieder. Ihre Gottesdienste zählen zwischen 30 und 70 Besucher.