02.12.2018

Pakistan: Gefangener des Monats Dezember

Der Straßenkehrer soll Zeitungsseiten mit Koranzitaten verbrannt haben

Frankfurt am Main/Wetzlar (idea) – Zum „Gefangenen des Monats Dezember“ haben die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) und die Evangelische Nachrichtenagentur idea den pakistanischen Christen Humayun Faisal Masih benannt. Sie rufen dazu auf, sich für den 33-Jährigen Straßenkehrer aus der Kleinstadt Sanda bei Lahore im Punjab einzusetzen und für ihn zu beten. Er befindet sich seit über drei Jahren in Haft. Am 24. Mai 2015 hatten drei Muslime nach einem Moscheebesuch den psychisch beeinträchtigten Christen lauthals bezichtigt, Zeitungsseiten mit Koranzitaten verbrannt zu haben. Sein Verteidiger bestreitet, dass sein Mandant dies getan hat. Der Polizei gelang es damals mit Mühe gerade noch, den Christen aus der Gewalt eines Mobs, der ihn lynchen wollte, zu befreien. Zu der aufgebrachten Menge kamen jedoch weitere Gewaltbereite hinzu: Rund 2.000 Fanatiker demolierten, plünderten und brandschatzten Häuser in dem nahegelegenen mehrheitlich christlichen Viertel. Muslimische Nachbarn bedrängten den Mob, „den Christen eine Lektion zu erteilen“. Einzelne drohten, die Christen lebendig zu verbrennen, die daraufhin flohen. Spezialeinheiten der Polizei verhinderten knapp ein Massaker. Ein Monat nach der Verhaftung wurde ein Antrag auf Freilassung gegen Kaution abgelehnt. Seither wird der Fall verschleppt. Laut IGFM wurde der Blasphemie-Vorwurf gegen den Christen benutzt,um Stimmung gegen eine religiöse Minderheit zu machen. Die Organisation und idea rufen dazu, sich in Briefen an den pakistanischen Präsidenten Arif Alvi zu wenden. Er solle alles in seiner Macht Stehende tun, damit sich das zuständige Gericht zügig mit dem Fall befassen und Humayun freisprechen kann. Von den 193 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.