19.12.2018

Äthiopien: Besuch von der WEA

Weltweite Evangelische Allianz gratuliert äthiopischem Patriarch zur Versöhnung in Kirche und Staat

(Bonn, 19.12.2018) Der für zwischenkirchliche Kontakte zuständige stellvertretende Generalsekretär der Weltweiten Evangelischen Allianz hat dem Patriarchen der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche, Seiner Heiligkeit Abune Mathias, zur Versöhnung und Wiedervereinigung der bisher gespaltenen Kirche und zu den vielen Versöhnungsschritten im Staat, vor allem dem Friedensvertrag zwischen Äthiopien und Eritrea gratuliert und Gottes Segen für die zukünftige Entwicklung gewünscht.

Schirrmacher wurde von einer sechsköpfigen Delegation ehemaliger Muslime aus den muslimischen Nachbarländern begleitet, über deren Lage sich der Patriarch informieren wollte. An dem Treffen nahm auf Seiten des Patriarchen Bischof Melake Genet Abba Kidane Mariam teil, den Schirrmacher zuvor in Genf und Rom getroffen hatte.

Außerdem besuchte die Delegation den Menschenrechtsrat des äthiopischen Parlaments und den Vorsitzenden der Evangelischen Allianz in Äthiopien (Evangelical Churches Fellowship of Ethiopia, ECFE), Pastor Tsadiku Abdo. Anschließend referierte Bischof Schirrmacher vor führenden Theologen der Allianz zu Fragen des Religionsdialoges.

Abune Mathias (1941/42 in Sebuha, Nord-Äthiopien, als Teklemariam Asrat geboren) ist seit 2013 Patriarch der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche. Sein voller Titel lautet „Seine Heiligkeit Abune Mathias, Sechster Patriarch und Katholikos von Äthiopien, Echege des Stuhls St. Takla Haymanot und Erzbischof von Axum“. Zuvor war er Bischof von Jerusalem, ab 1992 Erzbischof von Nordamerika bzw. später Erzbischof der Vereinigten Staaten.

 

Die äthiopische Kirche ist mit 40 bis 50 Millionen Angehörigen die mit Abstand größte der sieben altorientalischen Kirchen, die bis in die 1960er Jahre von den westlichen und östlichen Kirchen fälschlich als „Monophysiten“ bezeichnet und für Häretiker gehalten wurden, während man heute von „Miaphysiten“ spricht und von einer grundlegend gemeinsamen Christologie ausgeht. Bis 1950 unterstand die äthiopische Kirche der heute kleineren koptischen Kirche. Seitdem ist die Kirche „autokephal“, wählt also ihren Patriarchen selbst. 1993 bzw. 1998 wurde die Eritreisch-Orthodoxe Kirche mit ihren zwei Millionen Angehörigen aus der Aufsicht der äthiopischen Kirche entlassen und wählt seitdem ebenfalls ihren eigenen Patriarchen. In der Zeit der kommunistischen Herrschaft spaltete sich eine Auslandskirche mit einem eigenen Patriarchen ab, diese Spaltung wurde nun überwunden, der Patriarch im Ausland kehrt im Status eines emeritierten Patriarchs in seine Heimat zurück.

Die „Evangelical Churches Fellowship of Ethiopia“ entstand in der Zeit der Verfolgung. Nach der kommunistischen Machtübergabe schlossen sich 1976 neun Kirchen zur Evangelischen Allianz zusammen. Für die Leitung war Gefängnis und Folter Alltag. 1990 wurde ein Büro eröffnet, die Allianz wurde nach dem Ende des kommunistischen Regimes 1991 sofort vom Justizministerium anerkannt. Derzeit gehören rund 18% der Einwohner des Landes, 13 Mio. Christen, in 29.805 Ortsgemeinden von 22 Kirchen der Evangelischen Allianz an. Die Allianz ist Vollmitglied der Weltweiten Evangelischen Allianz.