04.12.2019

China: Gemeindeleiter zu vier Jahren Haft verurteilt

Er war für die Bibliothek der Untergrundgemeinde zuständig

Chengdu (idea) – Ein chinesisches Gericht hat ein Leitungsmitglied einer protestantischen Untergrundgemeinde in Chengdu (Provinz Sichuan) zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Das berichtet das Hilfswerk China Aid (Midland/US-Bundesstaat Texas). Qin Defu wird vorgeworfen, an „illegalen Geschäftsvorgängen“ beteiligt gewesen zu sein: Er war für die 20.000 christliche Schriften umfassende Bibliothek der 5.000 Mitglieder zählenden Gemeinde zuständig. Die Untergrundgemeinde Early Rain Covenant wird seit fast einem Jahr massiv von den Behörden angefeindet: In der Nacht zum 10. Dezember 2018 waren der regierungskritische Pastor Wang Yi zusammen mit seiner Frau Jiang Rong und fast 100 Mitglieder festgenommen worden – unter ihnen auch Qin Defu. Die meisten wurden mittlerweile freigelassen. Einige dieser Gemeindemitglieder sagten, die Polizei habe sie gefoltert, damit sie gegen Wang aussagten. Polizisten hätten sie an einen Stuhl gefesselt und ihnen 24 Stunden lang das Essen entzogen. Der Online-Zeitung Asia News zufolge hatten die chinesischen Behörden Qin ursprünglich zugesichert, ihn freizulassen, wenn er einen staatlichen Rechtsanwalt akzeptieren würde. Dennoch wurde er am 29. November verurteilt. Wie Asia News weiter berichtet, haben die Behörden zudem die vier adoptierten Kinder des Christen und seiner Frau in Obhut genommen und in unterschiedliche Pflegeheime geschickt. Sie seien „von einer bösen Religion gefangen gewesen“, so die Begründung.

Untergrundpastor drohen mindestens zehn Jahre Gefängnis

Auch Hauptpastor Wang Yi hat laut Asia News gegenüber den Behörden angegeben, für die Bibliothek mitverantwortlich gewesen zu sein. Freunde gingen daher davon aus, dass ihm nicht weniger als zehn Jahre Haft drohen. Wie die Online-Zeitung Christian Post berichtet, soll sich die Frau Yis, Jiang Rong, zusammen mit deren Sohn Joshua in Hausarrest befinden. Bis heute wüssten weder sie noch sein Anwalt, wo der Geistliche inhaftiert sei. Trotz Diskriminierung und Verfolgung wächst die Zahl der Christen in der rund 1,4 Milliarden Einwohner zählenden Volksrepublik. Sie liegt nach Schätzungen bei bis zu 130 Millionen. Davon trifft sich ein großer Teil in staatlich nichtregistrierten Gemeinden. Zum Vergleich: Die Kommunistische Partei hat 83 Millionen Mitglieder.