06.11.2019

Algerien: Wiedereröffnung von Kirchen gefordert

Regierung soll die „Schikanen gegen die christliche Gemeinschaft“ einstellen

Weltweite Evangelische Allianz

Washington (idea) - Die US-Kommission für Internationale Religionsfreiheit (Washington) hat sich besorgt über die Schließung von mindestens zwölf evangelikalen Gemeinden in Algerien durch die dortige Regierung geäußert. Allein in den letzten sieben Wochen hätten die Behörden acht evangelische Kirchen – unter ihnen auch zwei der größten im Land, in Tizi Ouzou und Makhouda – geschlossen, und mindestens einer weiteren drohe eine solche Maßnahme. Der stellvertretende Vorsitzende der Kommission, Gayle Manchin bezeichnete die Kirchenschließungen als „beunruhigenden Trend“. Sie verstießen gegen die Religionsfreiheit. Er forderte die algerische Regierung dazu auf, alle geschlossenen Kirchen unverzüglich wieder zu öffnen und die „Schikanen gegen die christliche Gemeinschaft“ einzustellen. „Die evangelisch-protestantische christliche Gemeinschaft Algeriens verdient das gleiche Recht auf Gottesdienst wie alle anderen algerischen Bürger, entsprechend ihrem Gewissen und ihrer Überzeugung“, so Manchin. Einer Verordnung vom März 2006 gemäß müssen alle nichtmuslimischen Gotteshäuser in dem islamischen Land eine Lizenz beantragen. Gottesdienste in nichtregistrierten Kultstätten sind illegal. Der US-Kommission zufolge ignoriert die Regierung solche Anträge von Kirchen jedoch und soll bislang fast keine Lizenzen ausgestellt haben.

 

Evangelische Allianz in Algerien erst seit acht Jahren anerkannt

Bereits Mitte August hatte die Weltweite Evangelische Allianz (WEA) den islamisch geprägten Staat aufgefordert, allen Kirchen und christlichen Organisationen Religionsfreiheit zu garantieren und die sechs zuvor geschlossenen Kirchen wieder zu öffnen. Wie der internationale Botschafter der WEA, Brian Stiller (Toronto), in einem Beitrag für das Internetportal „Christianity Today“ schrieb, war Algerien seit dem fünften Jahrhundert n. Chr. ein christliches Land. Dies änderte sich zwei Jahrhunderte später durch die Islamisierung. Mit der Kolonialisierung durch Frankreich Mitte des 19. Jahrhunderts kamen evangelische Missionare. Während des Bürgerkriegs im Kampf um die Unabhängigkeit in den 1970er Jahren wanderten etwa 800.000 Algerier – unter ihnen viele Christen – nach Frankreich aus. 1972 wurde die Evangelische Allianz in Algerien gegründet. „Aufgrund eines neuen Gesetzes wurde sie 1990 für illegal erklärt“, so Stiller. 2011 erkannte die algerische Regierung die Allianz offiziell an. Sie ist Mitglied im Dachverband der WEA. Dadurch sei es möglich, solche Entwicklungen wie in Algerien weltweit bekanntzumachen, so Stiller. Das zwinge die algerische Regierung zu erkennen, „dass das, was sie tut, nicht verheimlicht werden kann.“ Die Unterzeichnung des UN-Menschenrechtsabkommens habe dem Land Verantwortung übertragen, so Stiller. Mit einem eigenen Büro in Genf setzt sich die WEA bei den Vereinten Nationen für die Religionsfreiheit weltweit ein. Der Anteil der Christen unter den 43 Millionen Einwohnern Algeriens – fast ausschließlich Muslime – liegt bei unter einem Prozent. 45 Gemeinden gehören zur dortigen Evangelischen Allianz.