21.05.2019

Pakistan: Christinnen als Sexsklavinnen nach China verschleppt

Mindestens 300 Frauen sollen betroffen sein

Lahore/Frankfurt am Main (idea) – In den vergangenen Monaten haben Menschenhändler zunehmend Christinnen von Pakistan nach China verschleppt, um sie dort als Sexsklavinnen einzusetzen. Das bestätigte die pakistanische Menschenrechtsanwältin Aneeqa Maria Anthony (Lahore) gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Mindestens 300 Frauen seien betroffen, die Dunkelziffer könnte jedoch deutlich höher sein – viele Fälle würden aus Scham nicht angezeigt. Sechs von zehn Opfern seien Christinnen, betroffen seien jedoch auch Musliminnen. Häufig vermittelten bei Christinnen vermeintliche Pastoren. Sie versprächen den Frauen eine rosige Zukunft durch eine Ehe mit einem chinesischen Christen. Tatsächlich steckten aber kriminelle chinesische Banden dahinter. „Die Frauen werden noch in Pakistan mit Hilfe von falschen Papieren verheiratet und dann nach China gebracht, um dort als Sexsklavinnen und Prostituierte zu enden“, so Anthony. Die wenigen, die fliehen konnten, hätten davon berichtet, dass sie zur Prostitution gezwungen worden seien. Wenn sie sich weigerten, sei ihnen angedroht worden, sie zu töten und ihre Organe zu verkaufen. Tatsächlich gebe es unbestätigte Berichte darüber, dass dies auch geschehe. Anthony weiter: „Die Polizei und Sicherheitsbehörden in Pakistan versuchen derzeit, so viele Frauen wie möglich vor diesem Schicksal zu schützen.“ So würden an den Flughäfen Frauen überprüft, die mit ihren Ehemännern oder mit einem Visum zum Zweck einer Familienzusammenführung nach China reisten. Niemand wisse genau, wann diese Art des Menschenhandels genau begonnen habe. Journalisten in Pakistan sprächen jedoch von einem deutlichen Trend seit dem vergangenen Jahr, so die Menschenrechtsanwältin.

IGFM: „Je ärmer ihre Familien, umso leichter ist es, die Frauen nach China zu locken“

Pakistan ist nur eines der Länder, aus denen sich chinesische Männer ihre Sexsklavinnen holen. Wie der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin (Frankfurt am Main) gegenüber idea erklärte, kommt die größte Gruppe aus Nordkorea, jedoch auch aus Vietnam, den Philippinen und Pakistan. Diese Art von Menschenhandel sei eine direkte Folge der lange herrschenden Ein-Kind-Politik Chinas und der Überzeugung, dass Chinesen mehr wert seien als andere Völker. So falle es nicht schwer, Frauen aus diesen Ländern als Arbeitssklavinnen im Haushalt und für Sex auszubeuten. Für alle gelte: „Je ärmer ihre Familien, umso leichter ist es, Frauen nach China zu locken.“ Pakistanische Christinnen würden daher nicht aufgrund ihrer Religion zu bevorzugten Opfern, sondern wegen ihrer wirtschaftlichen Notlage. „Dieser Menschenhandel wird erst dann enden, wenn Pakistans Christen nicht länger als Menschen zweiter Klasse behandelt werden und sowohl Männer als auch Frauen Zugang zu fair bezahlten Jobs bekommen.“ Von den 174 Millionen Einwohnern Pakistans sind etwa 95 Prozent Muslime, zwei Prozent Christen sowie zwei Prozent Hindus.