14.01.2022

China: Religiöse Online-Inhalte nur noch mit Genehmigung

Präsident Xi will „Sinisierung“ der Religion beschleunigen

(Open Doors, Kelkheim) – Ab dem 1. März wird das Veröffentlichen religiöser Inhalte auf chinesischen Webseiten nur noch mit staatlicher Genehmigung möglich sein. Das meldet der Nachrichtendienst „Bitter Winter“. Nach zahlreichen Einschränkungen der Religionsfreiheit in den letzten Monaten sowie restriktiven Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung drohen vielen Christen dadurch schmerzhafte Einschnitte.

Präsident Xi moniert Missionierung durch Christen

Die neuen Maßnahmen für die Verwaltung religiöser Inhalte im Internet wurden bereits letzten Monat veröffentlicht und treten am 1. März offiziell in Kraft.

Für Chinas Christen bedeutet dies, dass Online-Gottesdienste, Predigten, Bibelstudien oder andere religiöse Botschaften (in den sozialen Medien) in Form von Texten, Bildern, Audio- und Videodateien nur über staatlich zugelassene Kanäle zugänglich gemacht werden dürfen. Die Inhalte werden vorab von den Behörden geprüft, um sicherzustellen, dass sie mit den sozialistischen Werten des Landes übereinstimmen und die Kommunistische Partei Chinas unterstützen.

Ziel der Maßnahmen ist es, den Spielraum für die öffentliche Glaubensbekundung weiter einzuschränken und alle Religionen zu zwingen, sich dem chinesischen Sozialismus anzupassen. Im Dezember äußerte Präsident Xi Jinping Berichten zufolge auf einer Sitzung der Nationalen Konferenz für religiöse Angelegenheiten seine Ungeduld über die – in seinen Augen – langsame Umsetzung der „Sinisierung“ der Religion. „Xi wies darauf hin, dass insbesondere Christen dazu neigen, sich an verbotenen Missionierungsaktivitäten zu beteiligen und unerlaubte religiöse Inhalte in sozialen Medien zu veröffentlichen“, so Bitter Winter.

Rückzug aus christlichen Chat-Gruppen

Aufgrund der Covid-19-Pandemie verlassen sich die Christen in China mehr denn je auf das Internet als Informationsquelle und zur Verbindung mit anderen Christen. „In den letzten zwei Jahren sind Online-Kirchenversammlungen zur neuen Normalität geworden“, sagte ein einheimischer Christ gegenüber Open Doors. „Dieses neue Gesetz bringt nun die umfangreiche Nutzung des Internets durch die Kirche für Evangelisation und geistliche Nahrung zum Stillstand. Infolgedessen werden die Christen von zahlreichen geistlichen Online-Ressourcen abgeschnitten sein“, so die Quelle.

Angesichts des zunehmenden Drucks haben einige Mitglieder von Chinas Untergrundkirchen begonnen, Chatgruppen zu verlassen, so die lokale Kontaktperson. Da sie nicht wissen, wie die Vorschriften umgesetzt werden, „beobachten sie zunächst einmal genau, was geschieht“, sagte der Christ.

Unmittelbar nach der Ankündigung der neuen Vorschriften wurden einige lokale Kontakte von Open Doors von den örtlichen Behörden kontaktiert. Man schickte ihnen eine „freundliche Aufforderung“, bereits veröffentlichte religiöse Inhalte zu entfernen und von weiteren religiösen Aktivitäten im Internet abzusehen.

Auf dem Weltverfolgungsindex 2021 steht China an 17. Stelle der Länder, in denen Christen am stärksten wegen ihres Glaubens verfolgt werden.

Quellen: Bitter Winter, Open Doors