20.06.2022

Deutschland: Fußballverein SV Werder Bremen zieht Spendenzusage zurück

Kontroverse um christliches Hilfsprojekt in Kambodscha

Bremen (IDEA) – In Bremen ist eine Kontroverse über ein christliches Entwicklungshilfeprojekt in Kambodscha entstanden. Der Bremer Immobilienunternehmer Florian Wellmann (36) hatte dafür bei einer Wohltätigkeitveranstaltung in den Räumen des Fußballvereins SV Werder Bremen über 200.000 Euro eingeworben. Auch der Verein wollte sich beteiligen. Das Projekt nennt sich „ICF Cambodia“. Nachdem in den Sozialen Medien von Werder Bremen kritisiert worden war, dass die Freikirche International Christian Fellowship (ICF) sich in der Vergangenheit angeblich „homophob“ geäußert habe, zog der Sportverein seine Spendenzusage am 16. Juni zurück. Unter anderem hatte der Twitter-Account „ominöser Fanclub“ auf die Äußerung eines ICF-Pastors aus dem Jahr 2016 verwiesen, wonach in ICF-Gemeinden keine homosexuellen Paare getraut werden. Weiter hieß es dort gerichtet an Werder Bremen: „Seid ihr doof? Wie passt das denn mit unseren Werten zusammen?“ Der Fußballclub erklärte nun in einer Pressemitteilung: „Nach Prüfung sind wir nicht der Überzeugung, dass Positionen des ICF mit dem Werder-Wertekompass übereinstimmen.“ Wie hoch die Spende von Werder Bremen ausgefallen wäre, ist nicht bekannt.

Wellmann: Jesus Christus als Hauptmotivation

Wellmann ist engagierter Christ und Mitglied der pfingstkirchlichen Freikirche „Hoop Kirche“ in Achim bei Bremen. Bei der Wohltätigkeitsveranstaltung, bei dem er seine neu gegründete Florian Wellmann-Stiftung vorstellte, hatte er erklärt, dass der christliche Glaube bei seinem Hilfsprojekt eine entscheidende Rolle spiele: „Unsere Hauptmotivation ist Jesus Christus.“ Wie er der Evangelischen Nachrichtenagentur IDEA sagte, unterstützt er seit Jahren Patenkinder in Kambodscha. Ein Freund habe ihn auf die ICF-Arbeit in dem asiatischen Land hingewiesen. Er sei im Frühjahr hingefahren und habe sich über die Arbeit informiert. In der Stadt Siem Riep will das Projekt nach eigenen Angaben „den Kreislauf von Armut“ überwinden, indem Hilfsbedürftige mit Nahrung, Medizin und Bildung versorgt werden. Zurzeit werden 550 Kinder betreut. Ziel sei es, 1.000 Kindern zu helfen. Unter anderem soll ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück erworben werden. Die Gründer, das schweizerische Ehepaar Sophal und Andreas Strupler, geben das Volumen des Hilfsprojektes mit 900.000 Euro an. Die Hälfte habe man bereits zusammen. Das Hilfsprojekt ist aus einer vor neun Jahren gestarteten Gemeindegründungsinitiative hervorgegangen. Strupler war bei der Wohltätigkeitsveranstaltung am 8. Juni in Bremen dabei, um die Arbeit vorzustellen.

Vorwürfe zurückgewiesen

In einer Pressemitteilung stellt Wellmann klar, dass weder er noch das Hilfsprojekt Homosexuelle diskriminiere. Die Mitteilung zitiert Strupler mit den Worten: „Wir heißen gleichgeschlechtliche Paare genauso mit offenen Armen und Herzen willkommen wie alle anderen Menschen auch. Außerdem wird Diskriminierung von einzelnen Menschen, Gruppen oder Minderheiten durch uns auf das Schärfste verurteilt. Das ‚ICF Cambodia‘ steht für eine offenes und friedvolles Miteinander aller Menschen, egal welcher Religion, Herkunft oder sexueller Orientierung.“ Auch Wellmann und seine neu gegründete Stiftung distanzieren sich „mit aller Kraft von allen diskriminierenden und homophoben Aussagen“. Man stehe „für eine offene und freie Welt für alle Menschen, egal welcher Herkunft oder sexueller Orientierung“. Ein ICF-Sprecher der Gemeinde Zürich, in der der Leiter der ICF Bewegung Leo Bigger als Pastor tätig ist, stellte sich gegenüber IDEA hinter die Äußerungen von Andreas Strupler. Er habe „voll und ganz in unserem Sinne geantwortet“. Ob die Freikirche homosexuelle Paare segne oder traue, ließ er offen. Rund 93 Prozent der knapp 17 Millionen Einwohner Kambodschas sind Buddhisten und fünf Prozent Muslime, etwa ein Prozent sind Christen.