23.06.2022

Deutschland: 300 Jahre Herrnhut – Verfolgung und Erweckung

HMK Deutschland – Es war im Juni 1722. Damals, vor 300 Jahren, begann der junge Adelige Nikolaus Graf von Zinzendorf (1700-1760) auf seinem gerade von der Großmutter erworbenen Rittergut Mittelberthelsdorf in der Oberlausitz, Flüchtlinge aus Mähren in der heutigen Tschechei aufzunehmen. Diese Flüchtlinge waren verfolgte Christen, die zu den „Böhmischen Brüdern“ gehörten, einer Bewegung, die durch den Vorreformator Jan Hus (1370–1415) angeregt worden war. Später hatten sich Teile dieser Bewegung der Reformation angeschlossen. Wegen der katholisch-habsburgerischen Herrschaft über Böhmen und Mähren wurden sie in ihrer Heimat brutal verfolgt.

Vielleicht war der junge Graf bei der Entscheidung zur Fürsorge für diese Verfolgten von seiner eigenen Familiengeschichte beeinflusst? Das Geschlecht derer von Zinzendorf gehörte nämlich ursprünglich zum niederösterreichischen Adel. Als Protestanten hatten sie ihre Heimat zur Zeit der Gegenreformation ebenfalls aus Glaubensgründen verlassen müssen.

Welchen großen geistlichen Segen der Einsatz für verfolgte Christen durch die Gnade Gottes bewirken kann, zeigt die weitere Entwicklung der Gemeinschaft von Flüchtlingen, die sich auf dem Grundbesitz des Grafen ansiedelte. Es war anfangs nicht leicht, die sehr unterschiedlichen Menschen zu einer neuen christlichen Gemeinschaft zu formen. Im August 1727 erlebten jedoch die Einwohner von „Herrnhut“ – so wurde das neue Gemeinwesen mittlerweile genannt – bei einer Abendmahlsfeier eine besondere Zeit der Buße, Vergebung und Erfüllung mit dem Heiligen Geist.

Die Gemeinde nannte sich von da an „Herrnhuter Brüdergemeine“. Es entstand aber nicht nur eine von großer Liebe geprägte christliche Gemeinschaft, sondern auch eine für die damalige Zeit erstaunliche Missionsbewegung. Ab 1732 sandte die immer noch kleine Gemeinde Missionare aus. Es begann mit zwei Männern, die auf die Karibikinsel St. Thomas reisten, um dort den Sklaven das Evangelium zu bringen. Dafür waren sie bereit, sich selbst als Sklaven zu verkaufen. Gerade in den scheinbar schwierigsten Gebieten der Erde wirkten Herrnhuter Missionare mit großer Liebe und Opferbereitschaft.

Die Herrnhuter arbeiteten mit Christen unterschiedlichster Prägungen zusammen. Einen großen Einfluss hatten sie dabei auf die fast gleichzeitig beginnende methodistische Bewegung. John Wesley (1703–1791) und sein Bruder Charles waren 1735 während ihrer Schiffsreise nach Nordamerika von der Glaubensruhe einiger Herrnhuter Brüder während eines schweren Sturms sehr beeindruckt. 1738 kam John Wesley dann während einer Predigt in der Londoner Herrnhuter Brüdergemeinde zur persönlichen Glaubensgewissheit.

Bis heute geben die „Losungen“ der Herrnhuter jedes Jahr unzähligen Christen aus den unterschiedlichsten Gemeinderichtungen Mut und Kraft.

Quelle: HMK Deutschland

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